Von der Kettensäge geweckt

Aufgebrachte Bürger wittern Baum-Massaker. Stadtgrün beruhigt: Die Platanen seien kaputt gewesen

Für Aufregung sorgte gestern eine nächtliche Baumfällung. Um ein Uhr sei er in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag von Kettensägen geweckt worden, beschwert sich der Steintor-Bewohner René Wierzyk. Auf der Straße habe er weitere Nachbarn getroffen, die die Fällarbeiten auf der Verkehrsinsel zwischen Lüneburger und Sankt-Jürgen-Straße beobachteten. Eine von ihnen, Anne Stienegerde, kletterte spontan in einen der beiden Bäume, um ihn zu schützen. „Das war eine Kurzschlusshandlung“, sagt Stienegerde, „ich wusste nicht, was los war und hätte mir gewünscht, vorher informiert zu werden“. Bis drei Uhr habe die Fäll-Aktion gedauert, sagt Wierzyk, und dass er glaube, die Bäume seien „wirtschaftlichen Interessen geopfert worden“.

Diesen Verdacht kann Günter Brandewiede von Stadtgrün zerstreuen. „Beide Bäume hatten eine aufgebrochene Krone, einer war bereits von Pilz befallen. Wir mussten die fällen, bevor sie von selbst fallen und Menschen gefährdet sind.“ Leider seien wegen der Straßenbahn-Linien an dieser Stelle nur nachts Fällarbeiten möglich. Eine Informationspflicht der Anwohner bestehe nicht. Weil er Proteste erwartet hatte, habe er aber vorsichtshalber vor Wochen schon das Ortsamt informiert, sagte Brandewiede. „Damit die wissen, was los ist, wenn die Leute anrufen.“

Beschwerden wegen gefällter Bäume gebe es immer wieder, sagte Brandewiede. Auffällig sei, dass Anwohner aus dem Viertel häufig annähmen, „wir machen das aus Jux und Dollerei“. Brandewiede wies daraufhin, dass sie im Auftrag des Umweltsenators die Verkehrssicherheit der Bäume überprüfen müssen. eib