Urne statt Holzsarg
: Letzte Würdigung

Pflegekosten sind wichtiger als der letzte Wille nach einer schönen Bestattung – das ist ein sehr rationaler Gedankengang. Es gibt jedoch eine Lösung, die gegenüber den Toten ebenso fair wie rational ist: Körperspenden.

Kommentar von Jessica Riccò

Anatomiekursen in Kiel ebenso wie in Hamburg gehen langsam aber sicher die Leichen aus – wer sich bereit erklärt, seinen Körper der Wissenschaft zu überlassen, erhält jedoch auch ein persönliches Begräbnis. Ob nun mit Angehörigen oder anonym, als Seebestattung oder auf dem Campus – all das lässt sich vorher festlegen.

Das mag im ersten Moment widersprüchlich klingen: Dass gerade die, die auf eine Beerdigung nach ihren Wünschen sparen nun auch noch von durchschnittlich 30 Studenten in Muskeln und Nerven zerpflückt werden sollen. Nur: Wenn Angehörige nicht zahlungswillig sind und über Pflege-, das heißt: Restlebenszeitkosten nur schwer Prognosen angestellt werden können, bleibt kaum eine andere Wahl. Und wenn es sich auch auf den Körper reduziert: Eine Würdigung des eigenen Lebens findet immerhin statt. Sich dessen sicher zu sein ist schließlich besser als völlige Wehrlosigkeit.

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