bojan prasnikar
: Darüber reden

Bojan Prasnikar kann auch ausrasten. Beim Torjubel rennt der 58-jährige Slowene gern mal auf den Platz. Bei der Verteidigung eines Einwurfs für die eigene Mannschaft greift der Trainer des FC Energie Cottbus im Zweifelsfall sogar nach der Gurgel gegnerischer Spieler. Doch meistens verkörpert der Fußballlehrer genau das Gegenteil. Er ist Ruhepol und Taktikfuchs zugleich.

„Der Trainer ist in der Pause sachlich geblieben. Er hat nicht rumgebrüllt“, meinte beispielsweise der Cottbuser Verteidiger Daniel Ziebig nach dem 2:1-Erfolg gegen den FC Hansa Rostock. Prasnikar verfällt nie in Panik. Er neigt auch nicht zu verbalen Rundumschlägen. Kritiker meinen, dies läge nur an seinen schlechten Deutschkenntnissen. Doch weit gefehlt. Wer in der Kabine von seiner Multikulti-Mannschaft die deutsche Sprache einfordert, muss mit gutem Beispiel vorangehen. Und das tut Prasnikar auf seiner zweiten Auslandsstation nach AEL Limassol.

Der vermeintliche Noname Prasnikar steht nach dem so späten wie wichtigen Erfolg im Abstiegsgipfel gegen Rostock kurz davor, die Cottbuser zum erneuten Klassenerhalt zu führen. „Im Fußball ist vieles möglich. Deshalb werde ich noch nicht sagen, dass dieser Sieg eine Vorentscheidung für uns war“, gibt sich Prasnikar noch vorsichtig. Doch der Coach kennt auch die Gründe genau, die womöglich zum nächsten Wunder aus der Lausitz beitragen werden: „Weil meine Mannschaft mit Herz und Kopf spielt. Jeder einzelne Akteur wird alles für das Saisonziel geben.“

Vorgänger Petrik Sander weint in Cottbus schon lange keiner mehr nach. Nicht nur Kapitän Timo Rost hält Prasnikar für ein entscheidendes Plus des Vereins. Rost sagt: „Er legt viel Wert auf Ordnung und ist ein kleiner Disziplinfanatiker. Gerade das ist bei Spielern vieler Nationalitäten und Mentalitäten sehr wichtig.“

Verteidiger Igor Mitreski ist der Nächste, der bei Prasnikar zum Rapport muss. Der Mazedonier kassierte gegen Rostock eine Gelb-Rote Karte wegen Meckerns und Foulspiels. „Der Fehler lag bei der ersten Karte. Wir werden darüber sprechen“, erklärte Prasnikar relativ gelassen. Hat Mitreski nun eine Geldstrafe zu erwarten? „Nein“, sagt Bojan Prasnikar. „Besser ist es, ihn mit Worten zu belehren.“

MATTHIAS KOCH