Molotows auf Polen

Brandanschlag auf Erntehelfer in Sachsen-Anhalt. Jugendliche wegen Verdacht des Mordversuchs in Haft

LODERSLEBEN/HALLE dpa ■ Nach einem Brandanschlag auf eine Unterkunft polnischer Erntehelfer bei Querfurt in Sachsen-Anhalt sind gestern vier Jugendliche verhaftet worden. Ihnen werde versuchter Mord vorgeworfen, sagte ein Polizeisprecher in Halle. Die sechs angegriffenen Polen wurden nicht verletzt. Die Polizei geht laut den Angaben von einem fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat aus.

Die Gruppe hatte das Haus einer Agrargenossenschaft in Lodersleben in der Nacht zum Samstag mit Molotowcocktails beworfen. Durch Aussagen von Zeugen und den Einsatz eines Fährtenhundes wurden kurz darauf drei 17-Jährige und zwei 20-Jährige in einem Partykeller in der Nähe gefasst. Eine 17-jährige Jugendliche wurde wieder freigelassen, die vier männlichen Tatverdächtigen wurden am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ gegen alle Tatverdächtigen Haftbefehl wegen Verdachts des versuchten Mordes. In den Vernehmungen haben die Tatverdächtigen nach Angaben der Polizei die Tat bereits in Teilen gestanden. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Über das Motiv hätten die tatverdächtigten Jugendlichen bisher keine Aussagen gemacht, sagte der Polizeisprecher weiter. Es sei jedoch umfangreiches Beweismaterial gesichert worden. Der Tathergang sei ein Beleg dafür, wie stark die Fremdenfeindlichkeit bei den Jugendlichen ausgeprägt sei: Weil ein Molotowcocktail sich nicht entzündete, kletterte einer der Jugendlichen in die unbewohnte Erdgeschosswohnung und entflammte die Brandflasche. Dabei fingen das Mobiliar und andere Gegenstände Feuer. Die Polen schliefen im Geschoss darüber.