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: Passiv-Rave unter Sternen

Wir sitzen im Planetarium und es hätte uns gleich stutzig machen müssen: Wozu braucht eine Runde Popmusik mit Weltraumaufnahmen im Planetarium einen Moderator? „Das wird hier gleich ganz schön abgehen, da kann es zarten Gemütern schon mal schlecht werden. Wenn ihr also glaubt, ihr müsst brechen, dann schließt die Augen einfach für drei Sekunden – so bleibt auch der Nacken eures Vordermanns trocken, hahaha!“

Wir kichern uns tot bei der Vorstellung, wie das gesamte Publikum in den Kippsesseln Fontänen kotzt – das wäre viel besser als Sternegucken. Nun zucken die Laser über uns. Unangenehm wird es aber erst nach dem offiziellen Programm der „Deep Space Night“. Der Moderator kehrt zurück. „So Leute, heute ist hier wieder Open End – jetzt gibt’s noch mal richtig schön was auf die Augen! Wollt ihr was Langsames oder was Schnelles?“

„Schneeell!“, ruft ein nicht zu verachtender Fanblock der Laserkunst. Und ab geht’s mit Scooter. Dann Lady Bouncer. Und wie sie alle heißen. Und noch eine Runde Laser, für die es sogar mal einen Lasershow-Oscar gab. Was es nicht alles gibt. Uns wird schon ganz blümerant vor lauter Lichtgezucke. Und wir sind nicht allein: Im Publikum sitzen viele mittelalte Menschen, die regelmäßig zum Passiv-Raven hier herkommen. Vielleicht ein Zukunftsmodell für Altersheime, wenn diese Planetariums-Raver mit Love Parade-Erfahrung mal so weit sind: Schön Füße hoch, Decke drüber und Lasergucken – fetzt seit 1989. JESSICA RICCÒ