unterm strich
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Nike Wagner ist stinksauer und sieht sich durch Verrat und Erpressung aus dem Rennen um die Nachfolge des greisen Festspielchefs Wolfgang Wagner geworfen. Dass ihr Onkel seine beiden Töchter Eva und Katharina durchsetzen wird, sei eine abgemachte Sache. Große Oper sei dann auf der Bühne nicht mehr zu erwarten. Seit zehn Jahren bewirbt sich Nike Wagner um den Chefposten auf dem Grünen Hügel. Die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner und Tochter des langjährigen Festspielleiters Wieland Wagner zählt allerdings zu den schärfsten Kritikern Wolfgang Wagners. Andere Opernhäuser setzten heute den Maßstab bei Wagner-Aufführungen: „Bayreuth ist vom künstlerischen längst zum medialen und gesellschaftlichen Ereignis mutiert“, empörte sie sich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, während sie sich in der Süddeutschen Zeitung darüber beklagte, dass ihre Cousine Eva sie hintergangen habe.

Eva Wagner-Pasquier wiederum war sich schon 2001 sicher, neue Festspielleiterin zu sein. Hatte sie doch der Stiftungsrat der Bayreuther Festspiele zur Herrscherin auf dem Grünen Hügel nominiert. Doch dann stellte sich ihr Vater plötzlich quer.

Die älteste Tochter von Wolfgang Wagner und dessen erster Frau Ellen gilt als öffentlichkeitsscheue, erfahrene Opern-Managerin und sammelte schon früh Erfahrungen an der Seite ihres Vaters. 1967 wurde sie seine Assistentin bei den Bayreuther Festspielen und übernahm in den folgenden Jahren einige Verantwortung, etwa bei der Besetzung des „Jahrhundertrings“ von Patrice Chéreau. Nachdem sie sich zunächst mit ihrer Cousine Nike Wagner um die Nachfolge bewarb, will sie nun im Tandem mit ihrer Halbschwester Katharina „die Einmaligkeit Bayreuths“ wiederherstellen.