Siemens im Sumpf

Interne Ermittler: Korruption in nahezu allen Geschäftsbereichen. Personelle Kosequenzen offen

MÜNCHEN ap ■ Interne Ermittler haben bei Siemens in wichtigen Geschäftsbereichen zahlreiche Verstöße gegen Antikorruptionsvorschriften gefunden. Nach Untersuchungen der Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton seien „in nahezu allen untersuchten Geschäftsbereichen und in zahlreichen Ländern Belege für Fehlverhalten im Hinblick auf in- und ausländische Antikorruptionsvorschriften“ gefunden worden, teilte Siemens am Dienstag in München mit.

Untersucht wurden sechs Siemens-Sparten. Mögliche Konsequenzen für ehemalige Vorstände habe der Aufsichtsrat noch nicht beschlossen, hieß es. Es sei ein Gebot der Rechtstaatlichkeit, Fairness und Fürsorge, vorschnelle Zuordnungen und Schlüsse zu vermeiden, hieß es. Siemens teilte zu der Untersuchung mit, die gefundenen Belege umfassten nicht nur „direkte Korruptionsvorfälle, sondern vielfach auch Verletzungen von Vorschriften, die sich auf die internen Kontrollen und die Korrektheit der Dokumentationen beziehen“.

Ein Amnestieprogramm des Unternehmens habe zahlreiche Erkenntnisse gebracht, hieß es. In den vergangenen Wochen sei besonders die Arbeit des früheren Vorstands untersucht worden. Dennoch sei der Aufsichtsrat zu der Überzeugung gelangt, dass zu Exvorstandsmitgliedern derzeit keine konkreten Schlussfolgerungen möglich seien. Es habe „unterschiedliche Arten und Grade von Wissen, verantwortungsbewusstem Verhalten und konkreten Handlungen oder Unterlassungen von einzelnen früheren Vorständen gegeben“, teilten die Ermittler demnach mit.