Die Studenten müssen die Gebühren verteilen

Zwei Jahre nach Einführung der Campus-Maut wird klar, dass weder Rektoren noch Wissenschaftsminister das Geld an die richtigen Stellen lenken können – nur die Studenten

BERLIN taz ■ „Dass von dem Geld der Studenten Parkettböden poliert werden, habe ich noch nicht gehört“, reagierte Margret Wintermantel erschreckt auf die Ergebnisse der taz-Gebührenumfrage. Wintermantel ist Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz und damit jener Institution, deren Mitglieder unmittelbar verantwortlich sind für den Missbrauch der Gebührengelder. Wintermantel will von einem Kriterienkatalog oder einer Handreichung an ihre Kollegen aber nichts wissen. „Die Gebühren sollen ausschließlich zur Verbesserung der Lehre verwendet werden, das ist doch klar.“ Dazu zählen für sie: Tutorien, also studentische Hilfskräfte, Lehrbuchsammlungen und verlängerte Öffnungszeiten der Bibliotheken. Dass die Realität anders aussieht, weiß Margret Wintermantel dank einer Umfrage.

Auch die Wissenschaftsminister sind nicht amüsiert darüber, was die Hochschulen so alles mit dem Geld der Studenten anstellen. Aber sie stecken in einem Dilemma: Sollen sie den Hochschulen weitere Vorschriften machen – und ihnen die wichtige Autonomie, die sie ihnen mühsam beibringen, gleich wieder nehmen? Für den nordrhein-westfälischen Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP), bei dem knapp ein Viertel der deutschen Studierenden eingeschrieben ist, heißt das Zauberwort: Steuern auf Abstand. Pinkwart sieht sich als eine Art Ombudsmann der Studierenden. „Wenn jemand einen Missbrauch sieht, soll er ihn melden. Wir gehen der Sache dann nach“, sagte er der taz. Die Erfahrungen: Fragt das Ministerium bei der betroffenen Uni nach, „werden die verrücktesten Pläne ganz schnell wieder zusammengerollt“.

Im Übrigen lässt Pinkwart untersuchen, was mit dem Geld der Studierenden passiert ist. In wenigen Wochen werden der Stifterverband für die Wissenschaft und das Studentenwerk einen Bericht über die Gebührenverwendung der vergangenen drei Semester vorlegen. Dann wird man sehen, so Pinkwart, „wo wir besser werden müssen“.

Pinkwarts baden-württembergischer Kollege Peter Frankenberg (CDU) hat eine andere Methode entdeckt, wie man dem Missbrauch von Gebührengeldern vorbeugen kann. „Die Hochschulen und Berufsakademien müssen die Studierenden an der Entscheidung über die Verwendung beteiligen“, sagte Frankenberg der taz. So könne man dafür sorgen, „dass die Einnahmen von jährlich rund 180 Millionen Euro ausnahmslos für Studium und Lehre eingesetzt werden.“ CHRISTIAN FÜLLER