hamburger szene
: Armer schwarzer Kater

Freitagnacht auf dem Schulterblatt. Astra, wir tanzen um einen Stromkasten: „Mein Freund, der Baum ist tot…“ Der Spaß ist groß, auch wenn über uns das „Klischee olé“- Schild leuchtet.

Ein Mann mit zerfressenem Zylinder, Gitarre über der Schulter und Laib Brot unterm Arm kommt auf uns zu. Er hat traurige Augen. Willy Wonka? „Habt ihr Filou gesehen?“

Filou?

„Der schwarze Kater mit dem abgebrochenen Schwanz.“

Abgebrochener Schwanz?

„Ja, den hat er sich in der Tür eingeklemmt und jetzt rennt er wie verrückt in der Kanalisation rum. Er hat solche Angst.“

In der Kanalisation?

Der Zauberer meint es sehr ernst. Langsam wird er ungeduldig mit uns Uneingeweihten. Sein Ton wird vorwurfsvoll, durch die Traurigkeit blitzt Zorn, aber ein kindlicher. „Zuletzt wurde er bei der U2 gesehen. Da treffen sich die Katzen immer morgens. Da gibt‘s nur Brackwasser.“

Was machen denn die Katzen da?

„Woher soll ich das denn wissen? Was Katzen halt so machen.“ Er zieht weiter, suchend, aber nicht weit. Er kommt wieder zurück: „Ich nehm keine Drogen.“

Das ist gut.

„Aber kannst du mir was zum Trinken geben. Es kommt alles so klar rein, hier.“ Er tippt gegen seine Schläfe. Da, wo die schwarzen Fransen aus dem Zylinder lugen. Ich gebe ihm einen Euro. Er gibt mir ein Stück Brot. Schweigen. Ich nehme mir vor, wenigstens mal wieder einen Hut zu tragen.ELISABETH WEYDT