Mia san schließlich mia

Beim „Spiegel“ wollten gestern die Mitarbeiter zusammenkommen, um über Geschäftsführer Mario Frank zu reden

Wenn hunderte von Menschen auf einem Haufen zusammenkommen, dann ist entweder Tokio Hotel in der Stadt, oder beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel gibt es etwas zu besprechen.

Was die Band Tokio Hotel gestern gemacht, ist unbekannt. In der Spiegel-Kantine jedenfalls trafen sich nach taz-Redaktionsschluss gestern die stillen Gesellschafter des Spiegel-Verlags, um die Lage der Dinge zu erörtern.

Seit Ende April die fünfköpfige Mitarbeiter KG, der Mehrheitsgesellschafter, nach Mehrheitsbeschluss den Geschäftsführer Mario Frank auf ihre Liste der Abzuschießenden gesetzt hat, ist diese Lage nämlich etwas verworren: Der Minderheitsgesellschafter, Gruner+Jahr, der aber groß genug ist, um bei wichtigen Entscheidungen dazwischenzugrätschen, ist prompt dazwischengegrätscht und hat in Gestalt von Gruner+Jahr-Chef Bernd Kundrun angekündigt, Frank – einen Gruner+Jahr-Mann – halten zu wollen. Statt sich aber in einem Hinterzimmer seines Einflusses zu vergewissern, wählte Kundrun den Weg über die Öffentlichkeit und trat mit einer Bestimmtheit auf, die vermuten lässt, dass G+J seine Sperrminorität als Entscheidungsbefugnis versteht. Was wiederum die Mitarbeiter KG provoziert.

Aus dem Konflikt um eine Personalie ist so ein Machtkampf um die Grundlinie des Spiegels geworden: Soll er im mariofrankschen – und wohl auch: gruner+jahrschen – Sinn gedacht werden? Frank hatte etwa versucht, die defizitäre Financial Times Deutschland, an der G+J die Hälfte hielt, dem Spiegel unterzujubeln. Dann hätte man die Verluste nicht alleine tragen müssen. Die Mitarbeiter KG schritt ein. Nun gehört die FTD ganz zu Gruner+Jahr.

Oder soll der Spiegel im „Mia san mia“-Sinn der Mitarbeiter geführt werden, denen Gründer Rudolf Augstein einst die Hälfte am Verlag überlassen hatte? RAA