Massen in Maßen

„Wildes China“ widmet sich der Tierwelt – und erweitert das China-Bild um eine sehenswerte Dimension

Einst verkündete Mao Tse-tung, der Mensch müsse die Natur beherrschen. Dem bemühten sich Millionen von Chinesen nachzukommen und kultivierten ihr Land weitgehend. Das bisschen Natur, das übrigblieb, zeigt die zweiteilige BBC-Dokumentation „Wildes China“ im Rahmen eines China-Schwerpunktes der ARD.

Den weiten Steppen, Wäldern und Wüsten im Norden des Landes widmet sich der erste Teil am Pfingstsonntag. Diese werden bewohnt von rülpsenden China-Alligatoren, haarigen Przewalskipferden und vogelfressenden, seit Jahrhunderten auf einer Insel gefangenen Schlangen. Wenn Menschen auftreten, dann Nomaden oder Rentner, die im morgendlichen Peking Vogelkäfige in den Park tragen, damit die Vögel auch in Gefangenschaft nicht auf Gesänge mit ihren Artgenossen verzichten müssen.

Eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen und faszinierende Großaufnahmen von Tieren, denen man nur am Bildschirm so nahe kommen möchte, erweitern das bisherige China-Bild von Menschenmassen und Großstadtlärm um eine sehenswerte Dimension.

Am Pfingstmontag folgt der zweite Teil, der sich im Süden Chinas auf Natur-Spurensuche begibt. In der ältesten Kulturlandschaft der Welt finden sich Tiere nur domestiziert oder in Restbeständen. Lediglich in den unwirtlichen Ausläufern des Himalaja lebt weiterhin ungestört der Stumpfnasen-Affe, der dort stets auf besseres Wetter wartet.

Die Dokumentation bietet jenseits der politischen Debatten einen Einblick in die Vielseitigkeit Chinas. Ob Tier- und Pflanzenwelt oder Landschaftsformen, der Naturfreund kommt auf seine Kosten. Der Beigeschmack: dass alles Gesehene bedroht ist. JULIANE WIEDEMEIER

Teil 1: Sonntag, 21.50 Uhr: „Von der Seidenstraße ins Reich der Tiger“. Teil 2: Montag, 21.40 Uhr: „Vom Dschungel auf das Dach der Welt“, jeweils ARD. Mehr China in der ARD: Dokumentation über die „Verbotene Stadt“, Sonntag, 19.15 Uhr. Weitere Filme im Juni