berliner szenen Null Bock auf Englisch

Smoking is addictive

Eine Bushaltestelle am Zoologischen Garten. Ein Bus hält, ein paar Schulkinder steigen aus, eine alte Frau und ein junger Mann steigen vorne ein. Zwei Mädchen, beide blond und vielleicht 16, 17 Jahre alt, die eine dick und klein, die andere dürr und groß, bleiben an der Haltestelle stehen. Sie unterhalten sich sehr laut, so, als ob niemand anderes da sei oder es ihnen egal ist, wenn sie jemand hört.

Die Dürre spuckt zwischen ihren Schuhen eine Speichelpfütze zusammen. „Isch hab so null Bock, Englisch zu lernen.“ Die Dicke nickt. „Ey, total.“ Sie wischt mit ihren Schuhen auf dem Asphalt herum. „Machst du was dafür?“ Ihre dünne Freundin winkt ab. „Isch guck mir das ne Stunde heut Abend an und dann ist auch gut. Und ich frag meine kleine Schwester, die kann das sowieso viel besser als ich.“ Jedes Wort wird von einem Speicheltröpfchen begleitet. Ein fast unsichtbarer Speichelfaden zieht sich über ihre Unterlippe hinunter zur Spitze ihres Kinns. Sie fährt sich mit dem Handrücken darüber und verteilt ihn zu einem dünnen Film über ihr gesamtes Kinn.

Die Dicke muss lachen. „Ey, du hast voll Sabber im Gesischt.“ Die Dünne zeigt ihrer Freundin den Mittelfinger. „Nee, hab isch nisch.“ Trotzdem reibt sie sich übers Kinn und ihren Mund und wischt ihre Hand an der Hose trocken. Dann greift sie in ihre Tasche und holt eine Schachtel Zigaretten heraus. Sie nimmt zwei Zigaretten aus der Schachtel, zündet sie an und gibt eine ihrer Freundin. Die Schachtel wirft sie auf den Boden und tritt dagegen. Sie schliddert ein paar Meter weit und bleibt dann direkt neben einem Abfalleimer liegen. Die Warnhinweise sind auf Englisch. „Smoking is highly addictive, don’t start“, steht darauf.

MARTIN SPIESS