videoüberwachung
: Ein bekannter Trugschluss

Die Videoüberwachung auf der Reeperbahn verhindert keine Straftaten. Im Gegenteil: In den zwei Jahren Überwachung wurden immer mehr Prügeleien und andere Gewaltdelikte auf dem Kiez angezeigt. Diese Erkenntnis dürfte kaum jemanden verwundern, war die berechtigte Kritik doch von Beginn an laut.

KOMMENTAR VON ILKA KREUTZTRÄGER

Nur die Hamburger Innenbehörde tut jetzt überrascht, weil sie feststellen muss, dass die zwölf Kameras ohne Polizeistreifen nichts ausrichten können.

Vor zwei Jahren freute man sich noch darüber, einen Weg gefunden zu haben, die ungeliebte Streife durch die Kameras gleichwertig ersetzen zu können und versprach, bei sich anbahnendem Streit sofort jemanden loszuschicken. Ein Trugschluss.

Dabei ist es ein alter Hut, dass sich potenzielle Gewalttäter überhaupt nicht für die Kameras interessieren. Sie planen ihre Taten nicht, sondern handeln im Affekt. Genau diese Straftaten wurden vor zwei Jahren zum Anlass genommen, die Kameras zu installieren. Gegen jede Kritik, gegen jedes gegenteilige Forschungsergebnis und gegen jede Erfahrung in anderen Städten. Das nennt man beratungsresistent, ist doch eins seit der ersten polizeilichen Videoüberwachung in Leipzig 1996 bekannt: Mit Kameras können gut Autodiebstähle verhindert werden, aber gegen Gewaltausbrüche hat noch keine geholfen.