Edwards für Obama

Auf der Zielgeraden kriegt der Spitzendemokrat der USA jetzt immer mehr Unterstützung aus seiner Partei

WASHINGTON taz ■ Der Mann hat sich Zeit gelassen. Fast drei Monate lang hat der aus dem Rennen um die demokratische Präsidentschaftsnominierung ausgestiegene John Edwards sorgfältig abgewägt. Sowohl Hillary Clinton als auch Barack Obama hatten ihn bereits seit Wochen umworben.

Am Mittwochabend schließlich erklärte der prominente Exbewerber offiziell seine Unterstützung für Senator Barack Obama. „Es gibt einen Mann, der in seinem Herzen weiß, dass es höchste Zeit ist, ein geeintes Amerika zu schaffen – und dieser Mann ist Barack Obama“, sagte Edwards bei einer Wahlkampfveranstaltung mit Obama in Michigan. Für den Senator aus Illinois bedeutet Edwards Unterstützung einen kräftigen Schub in Richtung Zielgerade.

Ein zufriedener Obama dankte dem glücklosen Politiker für die Unterstützung und „für alles, was John bereits getan hat, um ein geeintes Amerika zu schaffen“. Edwards begründete seinen lang erwarteten Schritt mit der Erklärung, dass sich die „Wähler der Demokraten entschieden haben, ich habe mich auch entschieden“. Obama sei der Mann, der die Mauern in der US-Gesellschaft sowie zwischen den Menschen und der politischen Führung in Washington einreißen könne. Edwards rief die demokratische Partei zur Geschlossenheit auf, um bei der Präsidentschaftswahl am 4. November den republikanischen Bewerber John McCain schlagen zu können.

Edwards konnte nicht umhin, Obamas Rivalin Hillary Clinton zu loben. „Die Frau ist aus Stahl“, sagte er. Sie habe im Vorwahlkampf „Stärke und Charakter“ bewiesen. „Es ist schwer, dort hinauszugehen, zu kämpfen und zu reden, wenn sich die Dinge gegen einen wenden.“ Das Clinton-Camp erklärte, man respektiere Edwards Entscheidung. Die Vorwahl in West Virginia habe aber gezeigt, dass das Rennen noch nicht gelaufen sei. Clinton hatte dort einen haushohen Sieg eingefahren. Einigen Wahlexperten gilt Edwards Schulterschluss als entscheidende Geste für Obamas Wahlkampf. Edwards hatte sich in seiner eigenen Wahlkampagne mit einem Programm gegen Armut profilieren wollen, dass von Experten viel Lob erhalten hatte, aber dem Wahlpublikum offenbar nur schwer vermittelbar gewesen war. Der Senator aus dem Süden hatte sich außerdem den wachsenden Problemen der Mittelklasse sowie der Arbeiterschaft widmen wollen, womit er vor allem bei Gewerkschaften und Arbeiterorganisationen punkten konnte. Letztlich konnte aber nur 19 Delegiertenstimmen für sich gewinnen. Ende Januar hatte er dann das Handtuch geworfen.

Edwards repräsentiert genau die Wählerschicht, bei der Obama Schwierigkeiten hat, was die Vorwahlen im US-Staat West Virginia drastisch illustrierten. In dem Staat der Kohleminen und weißen Arbeiter hatte Obama gegen Hillary Clinton deutlich verloren. ADRIENNE WOLTERSDORF