sonntag in bremen
: „Wir sind keine Marionetten Satans“

Sonntag endet die Schau über das Böse im Überseemuseum mit einem Gottesdienst

taz: Herr von Zobeltitz, der Gottesdienst heißt „Und erlöse uns von dem Bösen“. Was meint dieser Satz aus dem Vaterunser?

Louis-Ferdinand von Zobeltitz, Kulturkirche St. Stephani: Die Bibel geht davon aus, dass das Böse ein Phänomen ist, was in und um uns existiert, und dass wir Gott bitten können uns zu helfen, es zu überwinden.

Wobei es etwa bei Evangelikalen die Vorstellung gibt, für das Böse seien nicht wir, sondern der Teufel verantwortlich.

Für mich ist der Teufel kein personales Wesen, sondern ein symbolischer Ausdruck. Wenn es dann in einem Choral, den wir Sonntag singen werden, heißt „bewahre uns vor der Macht des Satans“, dann geht es darum, das Böse in seiner Breite zu fassen. Also sowohl Krieg und Hunger, aber auch soziale Verwerfungen.

Das sind zwei Konzepte: Einmal gehört das Böse zur Welt und zum Menschen, einmal bringt es der Gegenspieler Gottes in die Welt.

Der Satan als Gegenspieler Gottes – das ist ein mythologisches Denken, das mir nicht weiter hilft. Dann wären wir ja nichts als Marionetten Gottes oder des Satans. Ich stelle fest: Das Böse gibt es, etwa wenn Kinder zu Soldaten gemacht werden, zu kleinen Tötungsmaschinen. Die Frage ist doch: Wie gehen wir damit um?

Die Ausstellung tat sich schwer mit einer Definition des Bösen. Wie sieht es theologisch aus?

Alles, was Leben zerstört oder dem Leben keine Zukunft gibt, wäre danach böse.

Interview: Eiken Bruhn

Gottesdienst zur Ausstellung „All about evil“: Sonntag, 18 Uhr, St. Stephani