heute in bremen: „Die Leute sind sehr neugierig hier“
Gröpelingen will nicht immer nur über seine Schwächen und Probleme reden
taz: Herr Liffers, Sie suchen nach alternativen Wegen zur Bildung in Gröpelingen. Welche haben Sie bislang schon ausfindig machen können?
Lutz Liffers, Quartiers Akademie Gröpelingen: Das Allerwichtigste ist, dass wir wegkommen von einer reinen Defizitanalyse. Wir müssen betonten, was ein Stadtteil wie Gröpelingen an Stärken zu bieten hat: Internationalität etwa.
Das wird nicht immer als Stärke empfunden.
Heute haben wir eine Sozialpsychologin zu Gast, die herausgefunden hat, dass Migrantenkinder einen großen Teil ihrer Energie darauf verwenden, negative Stereotypen abzuwenden.
Die Quartiers Akademie Gröpelingen läuft ja schon länger. Wir sind ihre Erfahrungen?
Wir haben eine Gruppe aus 20 verschiedensten Einrichtungen, bis zu 50 Leute, die sehr offen und intensiv miteinander diskutieren. Das ist neu: Dass sich Leute aus Schulen, Bildungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen gemeinsam und interdisziplinär über die Probleme rund um Bildung, Armut und Migration auseinander setzen.
Mündet das auch in Projekte?
Wir versuchen jetzt, ein gemeinsames Bildungsprojekt für den Stadtteil anzuschieben, dass von der klassischen Definition von Bildung wegkommt, hin zu mehr kulturell-ästhetischer Bildung. Und das auch Fenster zu anderen Stadtteilen öffnet. Soziale Spaltung ist nicht nur ein Thema für die abgeschnittenen Stadtteile – sondern auch für jene, die davon profitieren. So machen wir von Kultur Vor Ort eine Galerie gemeinsam mit dem Gerhard-Marcks-Haus. Da kommt hochkarätige zeitgenössische Kunst in einen Stadtteil, in dem man das gar nicht vermuten würde. Der Erfolg ist groß: Die Leute sind sehr neugierig hier.
Interview: Jan Zier
„Ortseffekte“: 15 bis 17.30 Uhr, Torhaus Nord, Liegnitzstr. 63
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