daily dope (289)
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Spaniens Hockey-Frauen droht der Ausschluss von den Olympischen Spielen in Peking. Zwei Spielerinnen sollen positiv auf Amphetamine getestet worden sein. Erwischt wurden sie bei einem Qualifikationsturnier in Aserbaidschan im April, das die Spanierinnen gewonnen hatten. Die offiziellen Reaktionen aus ihrer Heimat lauten unisono: die Spielerinnen sind unschuldig; womöglich will jemand der Mannschaft Böses. Die üblichen Reaktionen auf einen ganz normalen Dopingfall?

In der Tat scheint es so zu sein, als habe den Spanierinnen bei jenem Turnier in Aserbaidschan jemand übel mitspielen wollen. Wahrscheinlich jemand aus Aserbaidschan. Das behaupten zumindest die Spanier. Und gehen argumentativ in die Offensive: Bereits unmittelbar nach dem Turnier habe der spanische Hockey-Verband ein Dossier erstellt mit skandalösen Ereignissen rund um das Turnier. Nächtlicher Telefonterror wird da beschrieben, versuchte Bestechung und mögliche Vergiftungen. Vor allem die Anekdote des spanischen Nationaltrainers Pablo Usoz, der von einem Abendessen im Hotel berichtete, bei dem zahlreiche Spielerinnen und Verantwortliche unter Übelkeit, Schwindel und Halluzinationen litten, erinnert an einen Kriminalfall aus dem Geheimdienstmilieu: Gase sollen durch die Klimaanlage in den Raum geleitet worden sein.

Da sich die Spanierinnen trotz aller Schikanen im Finale mit 3:2 gegen die Veranstalter durchsetzten, wird nun vermutet, dass die Dopingfälle den letzten nicht-sportlichen Teil der aserbaidschanischen Olympia-Bemühungen darstellen. Offen sprechen die spanischen Verantwortlichen von Manipulation und Sabotage der Dopingproben, die in einem Moskauer Dopinglabor untersucht worden sind. Alternativ wird vermutet, die aufgenommenen Gifte hätten zu den positiven Doping-Tests geführt haben können. Oder den Spanierinnen wären die Dopingmittel ohne deren Wissen verabreicht worden.

Fest steht, dass zwei Dopingbefunde vorliegen. Diese Anzahl führt laut Statuten des Hockey-Weltverbandes zu einer Disqualifikation der gesamten Mannschaft. Im Einzelfall würde nur die betreffende Spielerin belangt, bestraft und gesperrt. Nun ist der Weltverband gefordert. Als Inspektor, Richter und Vermittler. Doping scheint dabei ausnahmsweise ein untergeordnetes Problem zu sein. Ein Hauptsponsor des Weltverbands ist übrigens die AtaHolding – aus Aserbaidschan. JOHN HENNIG