Eon sparte an AKW-Sicherheit

Nach Fund von Sprengstoffspuren bei schwedischen Reaktor-Arbeitern gibt es Kritik an lückenhaften Kontrollen: Gesetzliche Vorgaben wurden nicht umgesetzt. Verdächtige wieder auf freiem Fuß

AUS STOCKHOLM REINHARD WOLFF

Die Hintergründe des Sprengstoffalarms im schwedischen Atomkraftwerk Oskarshamn sind weiterhin unklar. Am Donnerstag wurden die beiden Arbeiter, die unter Sabotageverdacht festgenommen worden waren, wieder auf freien Fuß gesetzt. Es werde aber weiter gegen sie ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft in Kalmar mit. Bei einem der beiden Männer hatten Kontrolleure am Vortag Spuren des hochexplosiven Sprengstoffs TATP (Triacetontriperoxid) am Griff einer Tasche entdeckt. Die Suche nach Sprengstoff in einem eigens abgeschalteten Reaktorblock dauerte am Donnerstag noch an.

Unterdessen muss sich die Betreiberfirma OKG, ein Joint Venture des deutschen Energiekonzerns Eon und der finnischen Fortum, Fragen zur Sicherheit ihrer schwedischen Reaktoren stellen lassen. Auf die beiden Männer, die bei einer Fremdfirma angestellt waren und als Schweißer auf dem Kraftwerksgelände arbeiteten, war man nämlich nur durch Zufall gestoßen.Offenbar verstößt sie als einziger schwedischer AKW-Betreiber gegen die seit Anfang dieses Jahres verschärften Sicherheitsvorschriften.

Seitdem besteht in Schweden die Verpflichtung zu lückenlosen Zugangskontrollen. In Oskarshamn gab es aber, was Sprengstoffscanner angeht, weiterhin nur Stichprobenkontrollen. Die beiden verdächtigten Arbeiter hatten darum tagelang unkontrolliert das Gelände betreten können. In zwei der drei Reaktorgebäude konnten sie sich relativ frei bewegen. Bemängelt hatte diese Sicherheitslücke die staatliche Atomaufsichtsbehörde SKI bereits vor dem jetzigen Vorfall. Für den Fall, dass OKG die Eingangskontrollen nicht spätestens bis zum 15. Dezember entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen nachbessert, war ein hohes Bußgeld angedroht worden. OKG hatte hingegen eine Fristverlängerung bis 2010 für die Einführung der Eingangskontrollen beantragt. Um Kosten einzusparen, sollte sie gemeinsam mit anderen geplanten Umbauten umgesetzt werden.

Der SKI-Sicherheitsbeauftragte Mattias Jönsson übt vorsichtige Kritik: „Bei der Sicherheit kann einiges verbessert werden.“ SKI-Inspektor Stig Isaksson wird deutlicher: „Ist eine Kontrolle nicht hundertprozentig, ist das natürlich immer schlechter. Alle anderen Kernkraftwerke sind den Vorschriften ja auch gefolgt.“