Zweites Finale, erster Pokal

Die Handballerinnen des VfL Oldenburg erzielen zu Hause ein 29 : 26 gegen Merignac HB und holen den Europacup. Dafür, dass die Niedersächsinnen sehr zuversichtlich in die Begegnung gegangen waren, war ihr Sieg reichlich wacklig

Um kurz vor halb sieben war es so weit: Die Damen-Handballmannschaft des VfL Oldenburg hatte mit einem 29 : 26-Sieg gegen Merignac HB den Gewinn des Challenge-Cups perfekt gemacht. Nach dem 31 : 26-Hinspielsieg beim französischen Vertreter aus der Nähe Bordeaux’ hatte in den Reihen der Oldenburger ohnehin kaum noch Zweifel daran bestanden, dass es im zweiten Europapokalfinale der Vereinsgeschichte – das Erste war 1984 verloren gegangen – nun den ersten Sieg zu feiern geben werde.

Schon vor Anpfiff herrschte in der EWE-Arena Volksfeststimmung: Die Sponsoren des VfL hatten allerlei Begleitprogramm spendiert, und so war die Arena schließlich mit 2.500 Zuschauern – darunter vielen Kinder – bis auf den letzten Platz besetzt. Dass nicht nur eingefleischte Handballfans gekommen waren, wurde vor Beginn des Spieles deutlich: Im überwiegend jugendlichen Publikum mussten unter Anleitung des Hallensprechers zahlreiche Anfeuerungsrufe mehrfach eingeübt werden.

Das Team des VfL startete dann furios: Bereits nach fünf Minuten führten die Oldenburgerinnen mit 3 : 0 Toren. Als sie ihren Vorsprung nach 15 Minuten auf 10 : 4 ausbauten, schien der weitere Verlauf der Partie bereits vorgezeichnet. Doch die Damen aus Merignac konnten durchaus mithalten: Zur Pause hatten sie den Rückstand auf 15 : 16 verringert.

In der zweiten Halbzeit zogen die Südfranzösinnen dann sogar auf 20 : 24 davon – ein weiteres Tor, und der Vorsprung der Oldenburgerinnen aus dem Hinspiel wäre egalisiert gewesen. So machte sich auf Oldenburger Seite Unruhe breit – bei den Spielerinnen wie auch auf den Rängen. VfL-Trainer Leszek Krowicki stellte mit Hilfe einer Auszeit die Konzentration seines Teams wieder her – der VfL verkürzte auf 23 : 25 und entschied die Partie zu seinen Gunsten.

Die Oldenburgerinnen boten eine starke Mannschaftsleistung, Torfrau Tatjana Surkova sowie Sabrina Neuendorf und Kim Birke mit jeweils fünf Treffern ragten heraus. Bei den Französinnen überzeugt vor allem Elodie Mambo mit 11 Treffern. Ohne Pokal mussten sie die Heimreise antreten – nicht ganz unerwartet: Hatte doch Trainer Thierry Vincent bereits am Tag vor dem Spiel angemerkt: „Wenn der Weihnachtsmann ein Franzose ist und am Sonnabend Zeit hat nach Oldenburg zu kommen, haben wir eine Chance.“ Der Weihnachtsmann wurde in der EWE-Arena nicht gesichtet, dem war es wahrscheinlich schlicht zu warm. CALDO WENHOLT