Weltbank verspricht mehr Geld gegen Hunger

Bauern sollen Saatgut und Dünger erhalten. Die Bank muss aber auch ihre Handelspolitik ändern, fordern Kritiker

BERLIN taz/dpa ■ Weltweit steigen die Lebensmittelpreise, in den vergangenen drei Jahren im Schnitt um 80 Prozent. „Zwei Milliarden Menschen kämpfen ums Überleben“, sagte Donnerstagabend Weltbank-Präsident Robert Zoellik in Washington. Um der „Gefahr von Hunger und Unterernährung“ zu begegnen, stellt seine Organisation nun 1,2 Milliarden Dollar zur Verfügung.

Mindestens 200 Millionen Dollar sollen die Ärmsten in den betroffenen Ländern direkt erreichen, sie müssten nicht zurückgezahlt werden, hieß es. Daneben kündigt die Weltbank „langfristige Programme an“: Um eine größere Ernte produzieren zu können, sollen Kleinbauern Saatgut und Dünger erhalten. Außerdem sollen die Weltbank-Mittel zur langfristigen Förderung der Landwirtschaft in armen Ländern im nächsten Jahr um zwei Milliarden auf insgesamt sechs Milliarden Dollar aufgestockt werden. Für Dschibuti, Haiti und Liberia wurden insgesamt 25 Millionen Dollar freigegeben. Im nächsten Monat können darüber hinaus Togo, Jemen und Tadschikistan mit Geldern rechnen.

Die internationale Hilfsorganisation Oxfam begrüßte die Ankündigung des Hilfsprogramms. „Die Weltbank hat in der Lebensmittelkrise der vergangenen Wochen eine beeindruckende Führungsrolle gespielt“, sagte Sprecherin Elizabeth Stuart. Differenzierter sieht das die Menschenrechtsorganisation Fian: Ja, die zusätzlichen Mittel seien eine gute Sache, meint deren Handelsexperte Armin Paasch zur taz. Nicht erwähnt werde dabei, dass die Weltbank Anteil an den aktuellen Hungerkrisen habe: Sie sei es schließlich gewesen, die nach den Schuldenkrisen der 1980er-Jahre darauf gedrängt habe, dass die betroffenen Staaten ihre Ausgaben – darunter jene für Landwirtschaft und Vermarktungshilfen – zurückfahren. So sollten die Länder ihre Kredite bedienen können.

Geld allein reiche jedenfalls nicht, sagt Paasch. Die Handelspolitik der Weltbank insgesamt müsse sich ändern: „Gefordert wird, dass die Regierungen Importzölle senken. Dadurch entgehen den Staaten aber Einnahmen, und den Bauern vor Ort hilft das nichts.“

Der Weltbank-Chef jedenfalls meinte, die Lage erfordere „einen klaren Aktionsplan“. Mit der Lebensmittelkrise befasst sich ab Dienstag die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) in Rom. CHZ