Sieg der Verliererin

Auch bei den vorletzten US-Vorwahlen in Puerto Rico gewinnt Hillary Clinton gegen Barack Obama

WASHINGTON taz ■ Wieder einmal hat die New Yorker Senatorin Hillary Clinton im Rennen um die Kandidatur der US-Demokraten einen deutlichen Vorwahl-Sieg errungen. Am Sonntag stimmten die demokratischen Wähler auf der Karibikinsel Puerto Rico mit großer Mehrheit für die Politikerin. Die kam demnach auf 68 Prozent der Stimmen, auf ihren innerparteilichen Konkurrenten Barack Obama entfielen lediglich 32Prozent. Diese erneute Niederlage spielt für Obama kaum eine Rolle, denn weder gefährdet dieser Sieg Clintons seinen Vorsprung bei den Delegiertenstimmen, noch dürfen die Bewohner des mit der USA assoziierten Inselterritoriums bei der Präsidentenwahl in November überhaupt abstimmen.

US-Kommentatoren gingen am Sonntag fast übereinstimmend davon aus, dass der Senator aus Illinois bis Ende dieser Woche die 66 Delegierten, die zu seiner Nominierung noch fehlen, für sich gewinnen kann. Die letzten beiden Vorwahlen finden am Dienstag in den Bundesstaaten South Dakota und Montana statt.

Doch wie schon bei den letzten vier Vorwahlsiegen, bei denen längst klar war, dass Obama in Führung bleiben wird, gab sich Clinton keineswegs geschlagen, sondern betonte erneut, dass sie die bessere Kandidatin sei, um im Wahlkampf den Kandidaten der Republikaner, John McCain, zu besiegen. Dies müssten sich die Superdelegierten, die bei der Nominierung das letzte Wort haben, klarmachen, forderte Clinton vor einer jubelnden Menge in San Juan. „Lasst uns weiterkämpfen!“, rief die ehemalige First Lady, die seit Wochen unter Druck steht, aus dem für sie inzwischen praktisch aussichtslosen Nominierungswahlkampf auszusteigen. Möglicherweise werde Clinton nach dem Ende der Vorwahlen am Dienstag das Handtuch werfen, hieß es von Beobachtern.

Wie schon seit einigen Wochen üblich, vermied Clinton bei ihrer Siegerinnen-Rede jeden direkten Angriff auf Obama. Auch ging sie nicht auf die jüngsten Kompromiss der Parteiführung ein. Die Demokraten hatten bei einer Ausschuss-Sitzung am Samstag entschieden, Clinton nicht alle Delegiertenstimmen aus Florida und Michigan zuzuschlagen – und damit den Bemühungen der Politikerin eine deutliche Absage erteilt.

ADRIENNE WOLTERSDORF