Gut bewacht

Auf einem früheren Militärgelände für Atomraketen steht seit einigen Wochen ein Solarpark mit Bürgerbeteiligung

In der kleinen baden-württembergischen Gemeinde Siegelsbach hat die Bundeswehr eine nicht alltägliche Aufgabe. Sie bewacht Tag und Nacht eine Solaranlage, die die Ecovision Solarfonds GmbH & Co. KG Schwerter zu Solarscharen dort vor wenigen Monaten in Betrieb genommen hat. Die Bewachung ist vorzüglich organisiert, selbst der Betreiber muss sich zwei Tage vorher anmelden, wenn er zu seiner Anlage vorstoßen will. Bringt er Journalisten mit, hat er schlechte Karten, denn die sieht die Bundeswehr auf ihrem Gelände gar nicht gerne. Dort parkt die Armee ausrangierte Fahrzeuge aller Art, vom Jeep bis zum Panzer, und wartet auf Käufer.

Georg Hille nimmt die mit der Besonderheit des Ortes verbundenen Umstände gelassen hin. Er sieht das politisch, gar ironisch: Dort, wo früher die USA den Nato-Doppelbeschluss mit Pershing-II-Atomraketen umsetzten, steht heute eine Solaranlage und produziert friedfertig unter den Augen einer Armee auf sanfte Weise Strom. Dieser Aspekt ist Hille wichtig, denn er sieht sich in der Tradition der Friedens- und Bürgerbewegung.

Die seit April installierte Solaranlage auf 16.000 Quadratmetern mit 120 großflächigen Modulen, die der Sonne nachgeführt werden, läuft mit Beteiligung engagierter Bürger. Sie sind mit einer Einlage von mindestens 2.000 Euro dabei. Hille, der als Geschäftsführer der Motor des Projektes ist, sieht solch ein finanzielles Engagement realistisch: „Es geht ums Geld. Wenn sich die Einlage nicht ordentlich verzinst, ist es schwer, Gesellschafter zu finden.“ Die Gesellschafter, das sind die Bürger, die über die Ecovision Solarfonds GmbH & Co. KG Schwerter zu Solarscharen organisiert werden. Sie verlassen sich darauf, dass die Anlage eine Rendite von fünf Prozent erwirtschaftet. Damit dieser Plan aufgeht, bekommen sie in den ersten 17 Jahren eine jährliche Ausschüttung von 6 Prozent auf den eingezahlten Betrag. In den letzten vier Jahren sind es 21 Prozent.

Einlagen in Solarfonds dürfen nicht mit Festgeld verglichen werden. Die prognostizierte Rendite wird nur erzielt, wenn die vielen Annahmen auch wirklich eintreffen. So muss zum Beispiel das Wetter mitspielen, denn Wolken und Regen beeinflussen die Stromproduktion negativ. Geschäftsführer Hille hat bisher acht Solarfonds selbst aufgelegt oder mitinitiiert und ist optimistisch. „Alle Projekte haben die Erwartungen bisher übertroffen. Die Renditen fallen in der Praxis höher aus als prognostiziert.“ Vieles spricht dafür, dass Hilles persönliche Schätzung einer realen Rendite von sechs Prozent eintreffen wird. Das Geld der Anleger ist allerdings auf 20 Jahre gebunden, ein vorzeitiger Ausstieg ist schwierig.

Energiefonds mit Bürgerbeteiligung für regenerative Energien liegen seit einigen Jahren im Trend. Derzeit finden besonders Biomassefonds das Interesse. Möglich macht diese Entwicklung das seit dem Jahr 2000 gültige Gesetz für erneuerbare Energien (EEG). Es garantiert die Einspeisung der erzeugten Energie ins Stromnetz zu einem festgelegten Preis. Er beträgt für Solaranlagen auf Freiflächen zurzeit knapp 36 Cent. Mit dieser Zusage arbeiten die Energiefonds an ihren jeweiligen Zielen. Einigen geht es vor allem ums Geld, andere haben zugleich politische Ziele. Sie setzen sich für eine zukunftsfähige Energieversorgung ein: regenerativ, nachhaltig und umweltverträglich. Zugleich wird mit Bürgerbeteiligungsanlagen eine Demokratisierung des Energiesektors erreicht. Die Bürger werden mit ihrem Engagement unter Umgehung der monopolartigen Energiekonzerne zu Stromproduzenten und forcieren so aktiv die Umstellung auf regenerative Energie. Das ist eine konstruktivere politische Haltung als die bloße Absage an die Atomenergie.

Dabei mussten die politisch motivierten Initiatoren von Energiefonds im Laufe der Jahre eine teils schmerzliche Erfahrung machen: die Bereitschaft in Energiefonds mit Bürgerbeteiligung zu investieren, hängt wesentlich von den Renditen ab: Für eine umweltgerechte Politik setzt man sich ein, öffnet aber nicht unbedingt sein Portemonnaie. Für die Energiefonds bedeutet das, dass sie sich wie Unternehmer verhalten müssen, um ihre politischen Ziele zu erreichen. TILMAN VON ROHDEN

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