Solare Energie made in Germany

Die große Nachfrage im Inland macht die Hersteller von Solaranlagen auch international stark. Doch der Exportmarkt wird sich verschieben: Statt auf Massenproduktion von Solarzellen wird künftig auf einschlägige Fertigungsmaschinen gesetzt

VON BERNWARD JANZING

Kein Land nutzt Solarstrom in solchem Ausmaß: Im vergangenen Jahr wurden 47 Prozent aller weltweit verkauften Module in Deutschland installiert. Das liegt an den guten Konditionen: Der eingespeiste Strom einer kleinen neu installierten Dachanlage wird aktuell mit 46,75 Cent je Kilowattstunde vergütet – und das auch noch garantiert für 20 Jahre. So steht es im Erneuerbare-Energien-Gesetz.

Begründet wird diese Solarförderung nicht nur ökologisch, sondern auch industriepolitisch: Nur ein starker Heimatmarkt kann der deutschen Photovoltaikbranche den Schub geben, den sie braucht, um international vorne mitspielen zu können. Und das Prinzip funktioniert.

Die deutsche Solarbranche hat im vergangenen Jahr Waren im Wert von 2 Milliarden Euro exportiert, sogar noch ein Drittel mehr als im Vorjahr. Gute Umsätze in Teilen Südeuropas und Nordamerikas trugen dazu bei, dass die Exportquote von 34 Prozent auf nunmehr 38 Prozent anwuchs. „Langfristig strebt unsere Industrie einen Exportanteil von 70 Prozent an“, sagt Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft.

Exportmärkte für Photovoltaik sind vor allem jene Länder, die Einspeisegesetze nach deutschem Vorbild erlassen haben – in Europa sind das vor allem Spanien, Griechenland, Italien und Frankreich. Spanien setzt unterdessen nicht allein auf Solarzellen, sondern auch auf solarthermische Kraftwerke. Anders als bei der Photovoltaik, die auf der direkten Stromerzeugung aus Sonnenlicht mittels Halbleitern basiert, wird bei diesem Konzept erst Wärme erzeugt, die dann in Kraftmaschinen – etwa Dampfturbinen – in Bewegungsenergie und dann per Generator in Strom umgesetzt wird. Obwohl dieses Verfahren in Deutschland kaum angewandt wird, kommt bei einschlägigen Fertigungsmaschinen die Technik großteils aus Deutschland – unter anderem, weil das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt an diesem Thema forscht. Auch deutsche Firmen, wie etwa die Schott Solar GmbH, sind hier aktiv.

Für Photovoltaik wie für solarthermische Kraftwerke sind auch die USA und speziell Kalifornien interessante Exportmärkte. Und auch in einigen Ländern Südostasiens, die über den politischen Willen und entsprechende Markteinführungsprogramme verfügen, entwickelten sich interessante Märkte für Photovoltaik, speziell in Südkorea.

Dass der Export von Solarzellen und Modulen gleichwohl zunehmend in den Hintergrund treten wird, ist absehbar. Und so liegt es im Trend, dass zum Beispiel die größte deutsche Zellenfabrik, die Firma Q-Cells aus Sachsen-Anhalt, ihre nächste Fertigungsstraße in Malaysia aufbaut. Denn die Herstellung von Solarzellen ist zu einem Massengeschäft geworden, das sich in Fernost schlichtweg billiger bewerkstelligen lässt als im Hochlohnland Deutschland.

Langfristig wird Deutschland sich im Solarmarkt vielmehr als Hersteller der einschlägigen Fertigungsmaschinen behaupten – vor allem dort nämlich liegt die Stärke des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Wenn heute in Asien Solarfabriken aufgebaut werden, dann kommen die Fertigungsstraßen meistens von deutschen Herstellern.

Das Solarfabriken werden heute schlüsselfertig angeboten, das Know-how steckt inzwischen weniger in der Zellfertigung als im Bau der Maschinen. Und die Stärke in diesem Marktsegment wollen die deutschen Industrievertreter weiter pflegen. „In den USA zum Beispiel ist der Druck, eigene Produktionen für die Photovoltaik aufzubauen, spürbar“, sagt Wilhelm Berg vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag, „und da ist es besser, wenn man als deutsches Unternehmen diesen Markt mitentwickelt.“

Neben der Photovoltaik ist aber auch die Solarthermie als Exportprodukt attraktiv – wenngleich sie im Vergleich zur Photovoltaik nur geringe Umsätze erzielt. Vom Gesamtumsatz der deutschen Solarbranche im Jahr 2007 in Höhe von 6,4 Milliarden Euro entfielen nur etwa 15 Prozent auf die Solarthermie, der Rest auf die Photovoltaik.

Solarwärme, die sich vor allem an Haushalte richtet, hat speziell in Osteuropa, China, Nordamerika und Teilen Asiens ihren Markt. „Besonders Länder wie die Ukraine, Bulgarien und Rumänien dürften attraktiv für deutsche Hersteller werden“, sagt Ralf Kiryk vom Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH), denn diese Länder verfügen über eine hohe Solareinstrahlung.

Aber auch in Südeuropa ist die Solarthermie ein großes Thema, vor allem, wenn es politische Unterstützung gibt. Spanien ist ein attraktiver Markt, auch dank Bauverordnungen, die bei Neuvorhaben sowie Sanierungen den Einbau von Solaranlagen zur Warmwasserversorgung vorschreiben. Frankreich setzt unterdessen auf Steuernachlässe: 40 Prozent der Materialkosten einer Solarwärmeanlage können von der Einkommensteuer abgezogen werden.

Und in Italien ist der hohe Heizölpreis ein gutes Förderprogramm. Denn Italien unterscheidet – anders als Deutschland – bei der Mineralölsteuer nicht zwischen Heizöl und dem stofflich identischen Diesel. Ein Liter Heizöl kostet folglich genauso viel wie ein Liter Diesel, also inzwischen rund 1,40 Euro je Liter. Da fällt die Entscheidung für Solarwärme leicht.