Schneeschmelze unterm Dach

Die Holding des Geld- und Ideengebers vom „Snow Funpark“ in Wittenburg meldet Konkurs an. Der Skihallen-Betrieb läuft weiter, allerdings seit März in reduziertem Umfang. Neue Geldgeber gesucht

„Wir steuern mit großer Zuversicht auf die Wintersaison zu“, sagt der Marketing-Chef des Funparks

VON DANIEL KUMMETZ

Die Skihalle in Wittenburg in Mecklenburg gilt als seine Idee, er ist Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, seine Holding hat dem Unternehmen Geld geliehen: Hans-Gerd Hanel. Nun hat seine Unternehmensgruppe Insolvenz angemeldet. „Das hat für uns keine Bedeutung“, sagt der Marketingchef des Snow Funparks Stefan Ulbrich. Die Holding sei kein Teil der Betreibergesellschaft, nur Kreditgeber. „Wir steuern mit großer Zuversicht auf die Wintersaison zu.“ Die Ostsee-Zeitung hatte am Mittwoch gemeldet, der Park stehe vor dem Aus. Diese Meldung klang glaubhaft, schließlich gilt der Park schon länger als wankendes Projekt.

Der Snow Funpark eröffnete im Dezember 2006. Doch schon beim Bau gab es Probleme: Wegen Finanzierungsproblemen gab es immer wieder Verzögerungen beim Errichten der nach Betreiberangaben größten Skihalle Europas: Auf 30.000 Quadratmetern Schneefläche und 330 Metern Piste sollen sich Skifahrer und Snowboarder austoben. Die 75-Millionen-Anlage liegt direkt an der Autobahn 24, zur Skihalle gehört auch eine Hotelanlage. Neben der Halle entstanden bis zum Juli 2007 weitere Attraktionen im Außenbereich. Das Land Mecklenburg-Vorpommern schoss als Fördergelder 16,1 Millionen Euro hinzu. Der Landkreis Ludwigslust sollte Touristenziel werden.

Ein Jahr nach der Eröffnung kamen Gerüchte auf, dass das Projekt Probleme habe. Das Unternehmen dementierte. Im Herbst wurden Fördergelder von dem Unternehmen nicht abgerufen – für sie hätten Investitionen nachgewiesen werden müssen. Ende März 2008 wurde schließlich bekannt, dass es Auslastungsprobleme gibt, die Öffnungszeiten wurden reduziert, als Folge davon auch der Personalstamm: 50 der 264 Stellen wurden gestrichen. „Für 200 Besucher am Tag lohnt es sich einfach nicht, die ganze Anlage in Betrieb zu halten“, erklärte Ulbrich damals. Nach Unternehmensangaben besuchten im ersten Jahr rund 640.000 Sportler die Anlage – die Kalkulation ging von 730.000 aus.

Ein Problem der Anlage könnte die Konkurrenz zur Skihalle im niedersächsischen Bispingen sein. Sie liegt ebenfalls an einer wichtigen Verkehrsader, der A 7 zwischen Hamburg und Hannover. Die Anlage wurde zwei Monate vor der Halle in Wittenburg eröffnet. Die Bispinger Skihalle ist kleiner, aber auch erfolgreicher: Bereits im ersten Jahr kamen nach Angaben der Betreiber mit 480.000 weit mehr als die erwarteten 365.000 Besucher.

Aus Wittenburg kam im April schließlich die nächste Nachricht, die am Erfolg des Unternehmens zweifeln lässt: Die österreichische Bank Hypo Alpe Adria will aus dem Projekt aussteigen und die Kredite loswerden. „Die Investoren stehen Schlange“, sagte der stets optimistische Sprecher Ulbrich. Die Verhandlungen dauern bis heute an. Laut Ostsee-Zeitung hat die holländische Hotel-Gruppe Van der Falk Interesse an der Skihalle.

Die Förderung des Baus ist im Land umstritten. Die Unterstützung wurde in der Zeit des SPD-Wirtschaftsministers Otto Ebnet beschlossen, doch heute sagt selbst Juso-Landeschef und SPD-Landesvorstandsmitglied Robert Hagen, er hätte mit dem Geld lieber ein Forschungsinstitut gefördert.

Der Landesrechnungshof prüft seit Monaten, ob es rechtens war, das millionenschwere Projekt zu fördern. Die Skihalle ist mit Mitteln gefördert worden, die für Projekte in bereits bestehende touristischen Zentren bestimmt waren. Ob Wittenburg dazu zählt, ist fraglich.

„Wir begleiten die Verhandlungen zwischen der Bank und den neuen Investoren“, sagt Gerd Lange vom Wirtschaftsministerium des Landes. Würden sie so ein Projekt noch einmal fördern? „Das will ich nicht bewerten“, lautet seine knappe Antwort.