König Fußball

Die Pampers-Liga

Samstagmittag, Sportplatz Lobeckstraße in Kreuzberg. Das Lokalderby der Fußball-Freizeitliga: Eintracht Südring gegen THC Franziskaner. Anpfiff. Zwei Frauen sitzen am Spielfeldrand und beobachten die linken Verteidiger der ersten Mannschaft. Der eine türkisch, frisch mit der schwarzhaarigen Frau zusammen, der andere deutsch, frisch mit der braunhaarigen Frau zusammen. Beide sind ziemlich testosterongeladen. Sie schreien, schnaufen wild und brüllen den Gegner an. Die Frauen sitzen am Spielfeldrand und wundern sich über die Kerle. Achselzucken.

Schatz Nr. 1 rammt einen Gegenspieler. Schatz Nr. 2 schreit: „Los Jungs, wir müssen gewinnen, Tempo!“ Die zwei Frauen am Spielfeldrand versenken sich in eine Unterhaltung. Das Leben! Ab und an werfen sie aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihre Männer, die wie ferngesteuerte Autos über den Platz schießen. Das letzte Wochenende! Als das 1:0 fällt, schauen sie kurz auf und winken ihren Kerlen zu, die sich gerade um den Hals fallen. Das schöne Wetter! Tor hier, gelbe Karte da, für wen war das gerade? Egal, jetzt ist die Beziehungsgeschichte dran! In der Halbzeit fragt die Schwarzhaarige ihren Freund, wie es denn nun stünde. Beleidigt wirft er seine Wasserflasche auf den Kunstrasen.

Zweite Halbzeit. Die Frauen unterhalten sich über Schwiegereltern. Beim Schlusspfiff steht es 6:2 für die eigenen Kerle mit nun aufgeschürften Knien. Die Mannschaft geht duschen, die Frauen bleiben sitzen. Kleine Jungs mit großen Fußbällen kommen. „Die Pampers-Liga“, lacht die dicke Platzwartin. Sie spielen sich perfekt und ruhig zu, bauen die Reihen auf. Keinerlei Geschrei. Die beiden Frauen hören auf, sich zu unterhalten, und schauen fasziniert zu.

MIRIAM JANKE