DER TREND ZUM MACHBAREN ABENTEUER

Ein Gespräch über Abenteuerliteratur

taz: Frau Feldweg, der Malik-Verlag (Piper) steht für spannende Reiseliteratur, seit 1998 Jon Krakauers „In eisigen Höhen“ 300.000-mal verkauft wurde. Seither verlegen Sie erfolgreich literarische Abenteuerbücher. Welche Stoffe interessieren Sie?

Bettina Feldweg: Stoffe, die Abenteuerliches in erzählerischer Qualität vermitteln. Nicht die Anleitung, wie man wohin kommt, sondern der Bericht darüber. Also Autobiografien bekannter Bergsteiger, etwa von Diemberger und Alexander Huber.

Helden, die von sich erzählen?

Nicht so ganz, denn grundsätzlich gehen Bücher am besten, die das Thema Abenteuer mit einer gewissen Selbstironie behandeln. Eben wie der Kerkeling oder auch Glowacz und die Weltreise von Barth.

Wohin entwickelt sich die Abenteuerliteratur?

Vor zehn Jahren waren extremere Geschichten gefragt. Aber es ist so, wie Reinhold Messner sagt: Die großen Abenteuer sind erzählt. Die 8.000 erstiegen, die Wüsten durchquert, die Pole erforscht.

Was nun?

Extreme Geschichten wird es weiterhin geben. Von Menschen, die Herausforderungen sehen, die andere gar nicht wahrnehmen. Doch der Trend geht eher in die Nähe, das realisierbare Abenteuer. Das schlagende Beispiel dafür ist natürlich Hape Kerkelings unglaublicher Erfolg seiner „Jakobsweg-Wanderung“. Über 2 Millionen verkaufte Auflage, das ist ein so singulärer Erfolg, da kann man keine Prognosen dran hängen, das ragt heraus wie Harry Potter.

Also das machbare Abenteuer?

Ja, sowohl finanziell als auch zeitlich. Große Expeditionen sind ja nicht nur teuer, sondern es bedarf langer Reisen und einer zeitintensiven Vorbereitung, das kann sich nicht jeder leisten.

Bekommen Sie jetzt mehr Manuskripte dieser Art zugeschickt ?

Ja! Auch, weil es einfacher geworden ist, mit Computer und E-Mail. Aber das Wandern und Pilgern überhaupt hat sehr zugenommen. Was auf dem Buchmarkt gerade geht, ist immer auch ein Spiegel für das Reiseverhalten der Deutschen. Waren es früher mehr Sehnsuchtsländer, die Fernziele, so kann es nun durchaus die Exotik vor der Haustüre sein.

Wer liest Bücher über weltweite Abenteuer? Gleichgesinnte oder eher Armchair-Traveller?

Beide. Das sehen wir bei Lesungen und Zuschriften. Je extremer, umso mehr sind es nur Leser, aber zum Jakobsweg hören wir Aussagen wie: „Ich wollte den Weg immer mal machen, hätte es mir aber bislang nicht zugetraut. Jetzt packe ich es an.“ INTERVIEW: BARBARA SCHAEFER

Bettina Feldweg ist Programmleiterin des Malik-Verlags bei Piper