Auf dem sinkenden Schiff

Guillaume de Posch, glückloser ProSieben-AG-Technokrat, schmeißt zum Jahresende hin. Nachfolge bislang unklar

Vor einer Woche hockte er noch auf der Hauptversammlung und saß Kleinaktionärs-Attacken wegen zu hoher Dividenden aus. Gestern schmiss Guillaume de Posch, zuletzt reichlich glückloser Vorstandschef der ProSieben Sat.1 Media AG, hin. Der Aufsichtsrat hätte sich mit seinem Vorstandsvorsitzenden einvernehmlich darauf verständigt, dass de Posch „das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum 31. Dezember 2008 verlassen“ werde, heißt es in einer gestern Nachmittag veröffentlichten Konzernmeldung. Andreas Bartl, Chef der deutschen Sender der Holding, wird in den Vorstand nachrücken. Ein neuer Konzernchef wird gesucht.

Der Belgier de Posch steht seit vier Jahren an der Spitze der Senderholding (ProSieben. Sat.1, Kabel 1, N 24, Neun live) und war noch von Vorbesitzer Haim Saban geholt worden. Der 50-Jährige de Posch gilt als reiner Technokrat. Als solcher war er immer mehr Vollstrecker seiner Herren denn Medienunternehmer mit eigener Vision: De Posch lenkte die Senderfamilie nach dem Verkauf durch Saban an die Investmenthäuser KKR und Permira durch Personalabbau und rigide Sparkurse, entmachtete den schwächelnden Hauptstadtsender Sat.1, der seitdem aus der Konzernzentrale in München so gut wie ferngesteuert wird, und trimmte alles auf Rendite.

Der Konzern fuhr so 2006 ein Rekordergebnis ein, seit 2007 stehen die Zeichen aber auf Abwärts: Die ProSieben AG schluckte auf Befehl ihrer Neubesitzer KKR und Permira für viel zu teure 3,3 Milliarden Euro die Sendergruppe SBS Broadcasting und träumte vom Europa-Geschäft.

Im Frühjahr 2008 warf das Manager Magazin de Posch vor, untätig zuzusehen, wie die AG immer rücksichtsloser gemolken werde. Ein Indiz: Trotz Schuldenstand von 3,4 Milliarden Euro genehmigten sich die Inhaber-Investoren vergangene Woche kräftig erhöhte Dividenden – in Höhe von insgesamt 270 Millionen Euro. Nun hat de Posch offenbar selbst das Handtuch geworfen. STG