Einfach niederschmetternd

TeBes Tischtennisspieler haben den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Doch die ist dem Club zu teuer. Deshalb spielt das Team nur vierte Liga

Die Webseite von Tennis Borussia (TeBe) weckte unter den Tischtennisfans kurzzeitig Appetit auf die Bundesliga. Weil der Neuling aus Berlin in der 2. Bundesliga sensationell auf dem 2. Platz landete, Meister Germania Holthausen auf den Aufstieg verzichtete, hätten die Charlottenburger Herren erstklassig werden können. Doch aus dem möglichen „Durchmarsch“ in die Eliteliga wird nichts. Ganz im Gegenteil.

Statt die Aufstiegsoption wahrzunehmen, bläst Willi Arlt zum Rückzug aus den semiprofessionellen Gefilden. „Wir ziehen die Mannschaft zurück“, sagt der TeBe-Manager. Die Borussen melden für die Spielzeit 2008/2009 lediglich für die viertklassige Oberliga Nordost. Der Rücksturz hat finanzielle Gründe. „Es gibt kaum Leute, die Tischtennis sponsern“, erzählt Arlt. Schon die 2. Liga ist TeBe zu kostspielig geworden. Rund 50.000 Euro soll der Etat in der vergangenen Saison betragen haben. In der Bundesliga wären wohl mindestens 200.000 Euro fällig gewesen. Eine utopische Summe, das können die TeBe-Schmetterlinge nicht stemmen. In der Feierabend-Oberliga entfallen nicht nur die pekuniären Aufwendungen für spielstarke Zelluloid-Cracks (die oft im Ausland angeworben werden), auch die Auswärtstouren werden billiger, weil sie im Bus zu schaffen sind.

Eine traurige Folge: Die Mannschaft, die für Furore sorgte, zerfällt. Publikumsliebling Radek Mrkvicka aus Tschechien wechselt nach Schweden, Berlins Meister Sebastian Borchardt schmettert künftig für den TSV Siek in der 2. Liga, während Sascha Köstner in Xanten anheuert. Nicolai Popal (Hertha 06) und Sven Kath (Hertha BSC) bleiben zwar in Berlin, aber nicht bei TeBe. „Mir blutet das Herz, das waren Supertypen, lauter sympathische Kerle“, sagt der TeBe-Manager. In den regionalen Niederungen sollen Talente wie Amin Nagm (SCC), Markus Twisselmann und Hans-Joachim Arendt (beide Mahlower SV) als Verstärkungen genügen.

TeBes tiefer Fall aus freien Stücken macht die Tischtennisfreunde in der Hauptstadt erneut um eine Hoffnung ärmer. In der Vergangenheit musste bereits Hertha BSC auf den Bundesliga-Aufstieg verzichten, weil dessen Fußballabteilung die Künstler am kleinen Ball nicht besser alimentieren wollte.

Der letzte erfolgreiche Versuch, im Konzert der Großen mitzuschmettern, unternahm in den 90er-Jahren das aus Hertha 06 hervorgegangene Team „Super Donic“. Dank eines Sponsors spielte die Startruppe um den Schweden Jörgen Persson und Doppelweltmeister Steffen Fetzner in der Bundesliga eine gute Rolle. Doch die Investition schien sich nicht zu lohnen, das Experiment wurde gestoppt.

Die Situation des Zelluloid-Gewerbes an der Spree ist verzwickt. Die Sportart steht in dem Ruf, von einigen wenigen positiv-verrückten Mäzenen abhängig zu sein, je höherklassig eine Mannschaft an die Platte geht. Auch TeBe-Fans erzählen von einem geheimnisvollen Gönner, den angeblich jeder kennt, dessen Namen aber niemand aussprechen will.

Oben wird die Luft gefährlich dünn, wie auch Borussia Spandau erfahren musste. Jahr für Jahr stieg der TTC auf – bis in die 2. Liga. Dort war vor Jahresfrist Schluss, weil der wirtschaftliche Unterbau zu brüchig war auf dem Weg nach oben. Spandau machte auf Bezirksebene weiter. Jetzt ist auch TeBe umgekehrt.

JÜRGEN SCHULZ