Yoga und Aqua

Die Stimmung am Lago ist bestens. Nur das Wort „Finale“ mag noch niemand in den Mund nehmen. Nicht so richtig. Nur einer. Ein bisschen

TENERO taz ■ „Gefährlich“ nennt Teammanager Oliver Bierhoff die Situation vor dem Halbfinale gegen die Türkei. Er weiß, dass von der DFB-Mannschaft ein Sieg erwartet wird gegen ein Team, das sich selbst nur noch als Rumpfmannschaft sieht wegen all der Sperren und Verletzungen. Während Joachim Löw schon von einer Post-EM-Feierstunde der deutschen Mannschaft vor dem Brandenburger Tor gesprochen hat, vermeidet der Reiseplaner des DFB, der eine mögliche Tour zum Finalort Wien längst organisiert hat, jedes Wort, aus dem man schließen könnte, die Deutschen hätten ein leichtes Spiel am Mittwoch. Und dann rutscht es ihm doch raus: „Wir stehen kurz vor unserem Ziel.“ Natürlich, Oliver Bierhoff rechnet fest mit dem Finaleinzug.

Da hatte die sportliche Vorbereitung auf das Halbfinale noch gar nicht begonnen. Das Team hat eineinhalb Tage „keinen Ball gesehen“, erzählte Bierhoff. Die einen hätten im Aqua gejoggt, andere hätten eine Radtour gemacht. Auch die Yoga-Freunde im Team seien auf ihre Kosten gekommen. Dann wurde noch ein bisschen gewitzelt über die Spielerfrauen, die im Teamhotel übernachten durften, was dazu geführt habe, dass die Spieler früher ins Bett gekommen seien. Bierhoff versuchte sich sogar im Witzeln. Ha, ha! Ist die Stimmung am Ende wieder derart „beängstigend gut“ (Bierhoff), wie sie es vor dem Spiel gegen Kroatien war? Bierhoff war so gut aufgelegt, dass er sein Dauerscharmützel mit dem FC Bayern wieder aufgenommen hat. Lukas Podolski habe schon recht, wenn er endlich einmal öffentlich seinen Unmut über seine Situation in München kundtue.

Am späten Nachmittag nahm dann das Team in Tenero die Arbeit auf. Endlich. Die sportliche Vorbereitung dürfte den Spielern leichter fallen als die mentale. Philipp Lahm blieb gestern auch nichts anderes übrig, als Fragen nach dem vermeintlich schwachen Halbfinalgegner abzuwehren. „Nach dem Kroatien-Spiel unterschätzen wir keinen Gegner mehr“, sagte er, sprach von 23 starken Spielern im türkischen Kader und meinte, es sei nicht relevant, ob einige davon verletzt seien. Wirklich nicht?

Andreas Rüttenauer