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: Die Fähnchenfrage

Deutschlandfähnchen am Auto finde ich doof. Mich überkam ein unangenehmer Schauer, als sie mit Beginn der Fußball-Europameisterschaft an fast jedem zweiten Gefährt flatterten. Die seien seit der WM von 2006 wohl nur im Kofferraum versteckt gewesen, lästerte taz-Kolumnist Friedrich Küppersbusch. Fand ich lustig, die Vorstellung und erzählte sie meiner Familie.

Darauf mein Sohn: „Nee, stimmt nicht. Die gibt’s im Ein-Euro-Shop“. „Aber wir kaufen die nicht“, beschied ich, und erklärte meinen Kindern, dass ich zwar auch für die deutsche Mannschaft sei, diese Fahnenprotzerei aber nicht ertrüge. Dann kam der Friseurbesuch, bei dem der Haareschneider mir Tinkturen und Shampoos aufschwatzte und obendrauf ein Fähnchen packte, ein schwarz-rot-goldenes. Ich gab es meinem Sohn. „Hier, kannst du an dein Rad klemmen“. Darauf der: „Nein, die stecken wir ans Auto“.

Seither gibt es einen Fähnchenkrieg. Mit dem Ding kann man toll spielen. Es anstecken, abstecken, die Seite wechseln während der Fahrt und im Stau gucken, woher der Wind weht.

Na gut, so sind sie wenigstens beschäftigt, denke ich, wenn meine Kinder im Wagen sind, und vergesse das Ding. Bis ich morgens allein zur Arbeit fahre und ein irritierendes Flattern höre. Spätestens auf Höhe des Michels kurbele ich immer die Scheibe runter und lasse das Teil auf der Rückbank verschwinden. Mag sein, dass Familien mit Flagge fahren. Eine taz-Redakteurin tut das nicht. KAIJA KUTTER