Raumstation wird von Bremen aus gewartet

278 Millionen Euro kosten drei Jahre Wartung der Raumstation Columbus. Gestern wurde der Vertrag unterschrieben

Die Unterschrift, die Astrium-Chef Michael Menking gestern auf dem Bremer Astrium-Firmengelände auf ein Stück Vertragspapier setzte, ist 278 Millionen Euro Wert. Bei solchen Summen war der anwesende Wirtschaftssenator Rolf Nagel bescheidener Beobachter. Bei dem Vertrag, den die Astrium mit der Europäischen Raumfahrt-Agentur ESA abschloss, geht es um das gesamte Management des europäischen Teils der Raumstation, also Planung, Kontrolle, Ingenieurarbeiten, Koordination der Bodenanlagen für die nächsten drei Jahre. Rund 70 Prozent der Vertragssumme muss Astrium an 40 Partnerfirmen in Form von Unteraufträgen weitergeben.

Einerseits müssen die beteiligten Firmen und Länderinteressen koordiniert werden, letztlich achtet jedes Land, das der ESA Geld gibt, sorgsam darüber, dass es in Form von Aufträgen auch an die „heimische“ Industrie zurückfließt. Natürlich geht es vor allem um Koordination der Technik, und die musste das Bremer Team unter Beweis stellen. In Bremen wurde das gesamte europäische Modul der ISS koordiniert, und hier liefen auch die Fäden zusammen für die Produktion und den Testflug des Raumtransporters ATV, der im April automatisch an die Weltraumstation angedockt hat. Erst als dies geklappt hatte, sei der Weg für den Service-Auftrag frei gewesen, so der Astrium-Chef.

Bei Astrium werden rund 250 Mitarbeiter mit dem ISS-Auftrag zu tun haben, davon rund ein Drittel in Bremen. Da die Arbeit für die Weltraumprojekte europaweit vernetzt ist, spielt es für die meisten Fragen keine Rolle, wo eine bestimmte Arbeitsleistung erbracht wird.

Auf der Raumstation wurde gestern, daran erinnerte der Astrium-Chef, das Experiment „Geoflow“ begonnen. Damit wollen Physiker des Lehrstuhls für Aerodynamik und Strömungslehre der TU in Cottbus Strömungsvorgänge im flüssigen Kern der Erde simulieren. Die Bremer Raumfahrt-Ingenieure der Astrium gucken derweil gespannt auf den November. Dann wird der Europäische Ministerrat der ESA über das nächste große Projekt, den Flug zum Mond, entscheiden.

kawe