: Vamas a gozar compañeiros
Die Musiker des Buena Vista Social Club Orchesters waren die Taktgeber des weltweiten Kubabooms. Nun kommen sie noch einmal nach Hamburg, um ein letztes „Hasta Siempre“ anzustimmen
Manuel Galbán und Orlando „Cachaíto“ López verstehen sich blind. Wenn der eine in die Saiten seiner 60er-Jahre-Gitarre greift, kontert der andere mit locker perlenden Vibes aus dem dicken Kontrabass. Das swingende Ping-Pong zwischen den beiden Großmeistern der kubanischen Descarga hat schon so manches Publikum verzaubert und die beiden charmanten Habaneros zwinkern sich nach besonders gelungenen Saitenduellen auch mal aufmunternd zu.
Dann ist der Zeitpunkt erreicht, wo die Feinschmecker der kubanischen Musik richtig auf den Geschmack kommen und die beiden Gurus die Kollegen des „Orquesta Buena Vista Social Club“ zum musikalischen Aderlass bitten. Bereitwillig steigt dann die Band ein: Manuel „Guajiro“ Mirabal feuert gemeinsam mit Posaunist Jesús „Aguaje“ Ramos messerscharfe Fanfarenstöße ins Publikum, während Percussionist Amadito Valdés mit seinen Timbales für zusätzlichen Drive sorgt, dem die anderen Musiker wie an der Schnur gezogen folgen. Dann leuchten die Augen von Youngster Carlos Carlunga vor lauter Begeisterung und es kann schon mal passieren, dass der 38-jährige Sänger seinen Einsatz verpasst.
Bei den Aufnahmen zum Soloalbum von Trompeter Manuel „Guajiro“ Mirabal ist ihm das einige Male passiert. Da blieb dem studierten Musiker schlicht die Spucke weg, angesichts der Spielfreude, die die Band an den Tag legt. „Das war vor rund zwei Jahren, als wir im alten Egrem Studio in der Calle San Miguel aufnahmen“, erklärt der Sänger, der erst spät zum Buena Vista Social Club stieß. „Als Background-Sänger wurde ich vor vier Jahren eingeladen und Produzent Nick Gold forderte mich auf, zu bleiben“, erinnert sich Carlunga, der noch gemeinsam mit Ibrahím Ferrer und Omara Portuondo arbeitete, aber Compay Segundo und Manuel „Puntillita“ Licea nicht mehr on stage erlebte. Die beiden sind genauso wie das Goldkehlchen des kubanischen Son, eben Ibrahím Ferrer, verstorben, während sich Omara Portuondo mit eigenen musikalischen Projekten beschäftigt.
Carlunga ist es nun vorbehalten die Lücke zu füllen. Er ist die neue Stimme des „Orquestra Buena Vista Social Club“ und für den Sänger, der früher bei den Salsabands „Klimax“ und „Manuelito y Su Trabuco“ am Mikro stand, ist die Arbeit mit den Altmeistern um Galbán und Cachaíto eine Ehre. „Es ist die Musik meiner Großeltern, die wir spielen und zugleich ein Stück kubanische Identität.“
Die wird auch von der kubanischen Jugend, die sich eher für Rap und Reggaetón begeistern, respektiert und ist weltweit zum musikalischen Synonym der Insel geworden. Den Taktstock dabei führen Galbán, Cachaíto und Co. Sie sind quasi das Mark des Buena Vista Social Clubs und als solches haben sie es zweifelsfrei verdient, sich zehn Jahre nach dem Beginn der Buena Vista- Welle als Band vom Publikum zu verabschieden und sich ein letzten Mal feiern zu lassen.
Vamas a gozar compañeiros.KNUT HENKEL
Do, 3. 7., 19 Uhr, Freilichtbühne im Stadtpark, Saarlandstraße 99
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen