Sauber gespart mit Gas

Die Grenzwerte für Autoabgase werden auch künftig weiter verschärft. Erdgasfahrzeuge haben im Vergleich zu Benzin und Diesel bessere Werte vorzuweisen. Zudem sind sie im Unterhalt günstiger

Schon 2006 hat die deutsche Gaswirtschaft beschlossen, dem Erdgas als Kraftstoff bis zum Jahr 2020 insgesamt 20 Prozent Biogas beizumischen. Erneuerbare Energie verbindet sich so mit dem Erdgas. Dieses Biogas ist „kohlenstoffneutral“, denn bei der Verbrennung wird nicht mehr Kohlendioxid produziert, als die zur Herstellung des Gases genutzten Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben. So kann einmal das fossile Erdgas ergänzt, aber auch die Umweltverträglichkeit von Erdgas/Bioerdgas gesteigert werden. Im November 2007 wurde in Rathenow-Heidefeld der Bau einer Biogas-Anlage für die Versorgung der Hauptstadtregion begonnen. Dort soll ab 2009 auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas als Bioerdgas in das Erdgasnetz von Gasag und EMB eingespeist werden.

VON KLAUS LEONARD

Die Feinstaubbelastung in den Innenstädten und der Einfluss von Kohlendioxidemissionen auf den Klimawandel sind immer stärker ins Bewusstsein gerückt. Mit Einführung der Umweltzone innerhalb des Berliner S-Bahn-Ringes zum Jahresbeginn wurde erstmals merklich darauf reagiert. Ab 2010 folgen Grenzwerte für den Stickoxidausstoß von Fahrzeugen. Unternehmen mit großen Fahrzeugflotten, wie auch immer mehr private Autofahrer, reagieren auf die wachsenden Herausforderungen mit einem Systemwechsel: Sie steigen auf Erdgasfahrzeuge um.

In Berlin fahren Privatfahrzeuge ebenso mit dem umweltschonenden Erdgas wie fast tausend Taxis, die man meist an einem grünen Schal auf den Türen erkennt. Aber auch viele kleine und mittlere Transporter, fünf Busse bei der BVG und 50 große Müllfahrzeuge der Stadtreinigung fahren mit Erdgas. Bisher fahren in der Stadt schon über 3.000 Erdgasfahrzeuge. Alle neueren Serienmodelle erfüllen höchste Abgasnormen, haben eine grüne Plakette und brauchen auch spätere Verschärfungen nicht zu fürchten.

Im Gegensatz zu Dieselfahrzeugen, die besonders viel Feinstaub (Dieselruß) ausstoßen, sind Erdgasfahrzeuge in dieser Hinsicht unproblematisch. Im Vergleich zum Diesel haben sie eine mehr als 99 Prozent geringere Feinstaubemission. Auch Stickstoffoxide (NOx) entstehen bei der Verbrennung im Motor und sind ebenfalls vor allem ein Problem der Dieselfahrzeuge. Erdgasfahrzeuge vermeiden immerhin 70 Prozent des Ausstoßes im Vergleich zu Dieselfahrzeugen. Gegenüber vergleichbaren Benzinfahrzeugen emittieren Erdgasfahrzeuge auch bis zu 25 Prozent weniger Kohlendioxid sowie 75 Prozent des giftigen Kohlenmonoxids weniger.

Im Vergleich zu anderen Fahrzeugen schonen Erdgasautos nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel: Der Mehrpreis für ein Erdgasfahrzeug ab Herstellerwerk liegt zwar etwa 2.000 bis 4.000 Euro über dem Preis für ein Benzinfahrzeug. Doch je nach Jahreskilometerleistung sind diese Mehrkosten der Anschaffung in ein bis zwei Jahren ausgeglichen. Denn an der Tanke ist Erdgas deutlich günstiger als andere Kraftstoffe: Erdgas kostet in Berlin zurzeit etwas über 1 Euro pro Kilogramm. Ein Kilogramm Erdgas entspricht mit seiner energetischen Leistung immerhin dem 1,5fachen des Superbenzins und dem 1,3fachen des Diesels. Also entspricht der Kilo-Preis von 1 Euro einem Benzinpreis von etwa 0,67 Euro pro Liter. Für Diesel wäre der vergleichbare Preis 0,77 Euro; das entspricht gegenüber dem Dieselkraftstoff einer Ersparnis von 47 Prozent.

Beim Tanken strömt das Erdgas mit einem hohem Druck (220 bar) von der Tanksäule in das Fahrzeug. Dabei ist die Verbindung mit dem Tankstutzen am Fahrzeug völlig dicht. Ebenso ist die Erdgasanlage im Auto dicht und crashsicher. Das haben verschiedene Tests belegt. Deshalb darf man übrigens grundsätzlich mit Erdgasfahrzeugen auch in Tiefgaragen fahren. Die Handhabung der Zapfpistole ist einfach und der Tankvorgang dauert nicht länger als das Betanken mit herkömmlichem Kraftstoff.

Die Gasag fördert den Erwerb von Erdgasautos. Unter anderem können Privatkunden einmalig 333 Euro pro Auto erhalten. Bedingung ist, dass ein kleiner Heckaufkleber zwei Jahre lang auf den Erdgasbetrieb hinweist. Gewerbekunden können einmalig 333 bis 937 Euro (netto) pro Fahrzeug erhalten. Die Summe ist abhängig von der jährlichen Kilometerlaufleistung, dem Verbrauch und der Anzahl der Fahrzeuge. Auch hier ist der Heckaufkleber Bedingung. Taxiunternehmer können einmalig 1.000 Euro pro Auto erhalten. Bedingung: eine entsprechende Heckbeschriftung.

Die Bedingungen: www.gasag.de

Tanken kann man Erdgas in Berlin an 14 öffentlichen Tankstellen, die sich zwischen Pankow und Mariendorf sowie Spandau, Hohenschönhausen und Treptow quer über das Stadtgebiet verteilen. Es gibt Überlegungen, ihre Zahl noch zu vergrößern. Und sollte man das Tanken mal vergessen haben und die nächste Erdgastankstelle ist noch weit, schaltet das Fahrzeug auf Benzinbetrieb um. Denn fast alle Fahrzeuge sind bivalent, das heißt, sie können auch mit Benzin fahren und haben dafür einen mehr oder weniger großen zweiten Tank. Die Erdgastanks sind heute übrigens auch nicht mehr im Kofferraum, sondern Platz sparend in so genannter Unterflurbauweise angebracht.

Heute ist eine Vielzahl von Fahrzeugmodellen mit Erdgasantrieb der Marken Citroën, Fiat, Ford, Mercedes, Opel und Volkswagen auf dem Markt. Zurzeit kündigen sich Fahrzeuge mit weiterentwickelten Erdgasmotoren wie etwa der Passat TSI EcoFuel an. Dabei wird der Motor durch die Verwendung eines Kompressors und einer nachgeschalteten Turboaufladung auf Erdgas wie auf Benzin optimiert.

Das ist dann ein völlig neuer Motor mit hoher Leistung und sehr geringem Verbrauch, der dem Fahrer außer dem noch einmal verbesserten Umweltvorteil sicher auch besseren Fahrkomfort verspricht. Auch Audi hat einen solchen Motor entwickelt, der voraussichtlich bald auf den Markt kommt.