Kusch kuscht vor Senioren

Hamburgs Ex-Justizsenator Roger Kusch sagt einen Besuch im Altenheim zum Thema Sterbehilfe ohne Begründung ab

Der Träger Pflegen und Wohnen (p+w) bietet stationäre Seniorenpflege an, er gehörte einst der Stadt Hamburg, wurde 2006 privatisiert und seitdem ist zu hören von MitarbeiterInnen, die der GmbH wegen miserabler Arbeitsbedingungen den Rücken kehren. Ausgerechnet einem Seniorenheim von Pflegen und Wohnen in Hamburg-Uhlenhorst wollte Hamburgs Ex-Justizsenator Roger Kusch am Sonntag einen Besuch abstatten – jener Kusch, der für die Legalisierung der Sterbehilfe kämpft und bundesweit Schlagzeilen gemacht hatte, nachdem er einer 79-Jährigen geholfen hatte, sich umzubringen. Böse Zungen hatten vor dem mit Spannung erwarteten Besuch von Kusch von einer Allianz zwischen Ökonomie und Eitelkeit gefrotzelt: Es läge nahe, dass Kusch durch seine Sterbehilfe einem etwaigen Pflegenotstand im Seniorenheim vorbaut.

Doch Kusch kuschte. Er sagte seinen Auftritt beim Sommerfest der Senioren kurzfristig und ohne Begründung ab. „Schade“, so p+w-Geschäftsführerin Marion Goldschmidt. „Wir wollten Herrn Kusch die Chance geben, sich ein realistisches Bild von dem mit Vorurteilen belasteten Bild der Altenpflege zu machen.“ Man lasse es sich nicht länger gefallen, dass es im Altenpflegeheim so schlimm sein soll.

Aber für Goldschmidt hatte die Absage auch etwas Positives. „Ich habe gerade mit den Gesellschaftern beraten“, sagte sie und kündigte an, dass sie wohl heute bei den Tarifverhandlungen nach mehreren Warnstreiks der Gewerkschaft Ver.di ein Angebot vorlegen könne. Eigentlich waren sich p+w und Ver.di schon einig gewesen, einen Abschluss für die 1.300 Beschäftigten auf der Basis des Tarifvertrages des Öffentlichen Dienstes zu tätigen. Doch die Gesellschafter legten ihr Veto ein. KVA