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Einblick (248)

Nadin Reschke, Künstlerin

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Nadin Reschke: Ich war gestern auf dem Nachhauseweg in drei Galerien und bin genauso gegangen, wie ich gekommen bin. Das mich weder etwas an- noch aufregte, fand ich im Nachhinein besorgniserregend. Werde ich blind? Bin ich erschöpft, abgestumpft oder sagt meine Reaktion etwas Präzises aus über die Kunst, die man jetzt an jeder Galerieecke sieht?

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

Das Rauschen des Springbrunnens in meinem Hinterhof, weil es mit der gleichen Regelmäßigkeit jeden Tag von 10 bis 10 Uhr plätschert und mich den Stadtstress vergessen lässt.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag?

Vilém Flussers „Von der Freiheit des Migranten“, der von seiner Heimatlosigkeit schreibt und von sich selbst ausgehend Untersuchungen anstellt über das Hiersein und Weggehen. Diese Art von praktischer Philosophie kann ich gut ertragen und für meine Arbeit nutzbar machen.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis der Alltags macht Ihnen/dir momentan am meisten Freude?

Der Begriff Prokastinismus, den ich letzte Woche in einem Zeit-Artikel aufgeschnappt habe und den ich seitdem manchmal laut vor mich hin sage, wenn ich feststelle, dass ich wieder einmal genau etwas anderes tue, als ich sollte. Wer denkt sich nur solche Wörter aus, für einen eigentlich sehr angenehmen Zustand? Ich genieße es, gerade eine Papierserviette zu besticken, um das eigentlich Wichtige auf meinem Schreibtisch so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Nacht ist lang.

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