Erneuern statt verheizen

Rund 770 Euro werden durch einen alten Heizkessel jährlich verschwendet. Von kleinen Eingriffen bis zum kompletten Austausch der Anlage gibt es viel Sparpotenzial

Rund 4 Millionen Heizkessel in Deutschland gelten als energetisch veraltet. Das bedeutet: Jeder Haushalt mit einem alten Kessel verheizt im Jahr rund 770 Euro. „Gerade in Altbauten kann man sehr viel Energie einsparen“, sagt Claudia Alt, Mitarbeiterin der Berliner Energieagentur, die den Teilnehmern des Wettbewerbs „Die Heimtrainer kommen!“ als „Heimtrainerin“ zur Seite steht.

Die alten Heizungsanlagen sind oft überdimensioniert und haben einen schlechten Nutzungsgrad, das heißt, dass sie die im Brennstoff enthaltene Energie nicht optimal ausnutzen. Durch eine Erneuerung der Heizungsanlage kann man den Nutzungsgrad um bis zu 30 Prozent erhöhen und entsprechend viel Energie und Geld einsparen.

Ist eines der folgenden Kriterien erfüllt, sieht die Energieexpertin Handlungsbedarf: „Wenn der Heizkessel älter als 15 Jahre ist, sollte man ihn sehr genau auf seinen Zustand überprüfen lassen“, empfiehlt Claudia Alt. „Ist er älter als 20 Jahre, ist generell eine Erneuerung zu empfehlen.“

Ein „Alarmzeichen“ sind Abgastemperaturen von über 200 Grad Celsius. Dann entweicht zu viel Wärme über den Schornstein, die eigentlich zum Heizen oder für die Warmwasserbereitung verwendet werden könnte. „Der Austausch eines solchen Kessels entlastet nicht nur das Portemonnaie“, so Claudia Alt. „Damit leistet man auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.“ Das Schornsteinfegerprotokoll gibt über die Abgastemperatur Aufschluss.

Ist der Heizungsraum das ganze Jahr über überdurchschnittlich warm, ist dies ein Indikator dafür, dass keine ausreichende Dämmung der Rohranlagen und Armaturen vorhanden ist. Damit sowohl Heizwasser als auch Warmwasser auf ihrem Weg vom Heizkessel bis in die Heizung oder zum Wasserhahn nicht zu viel Wärme verlieren, sollten Heizungsrohre, die Warmwasserleitungen und die dazugehörigen Armaturen, wie beispielsweise Absperrventile, gut gedämmt sein. „Allein durch diese Maßnahme lassen sich 150 Kilowattstunden – sprich: 9 Euro – im Jahr einsparen“.

Für jede Heizung, unabhängig von Alter oder Typ, empfiehlt die „Heimtrainerin“ einen hydraulischen Abgleich. „Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass jedem Heizkörper genau die Menge an Heizwasser zufließt, die er braucht, um die gewünschte Temperatur zu erreichen. Fehlt dieser, kann es passieren, dass ein Heizkörper nicht richtig warm wird, weil gerade in einem anderen Raum der Wohnung sehr viel geheizt wird.“, erklärt Energieexpertin Claudia Alt. Dies hat Auswirkungen auf den Wohnkomfort und auf den Geldbeutel: Mit hydraulischem Abgleich lassen sich ebenfalls 150 Kilowattstunden, also rund 9 Euro pro Jahr einsparen.

Für den Transport der Wärme vom Heizkessel zu den Heizkörpern sorgt die Umwälzpumpe. Mit einer „geregelten“ Pumpe, die ihre Förderleistung automatisch dem wechselnden Heizwasserbedarf anpasst, kann man über 70 Prozent des Strombedarfs für die Heizung einsparen. Das sind bis zu 80 Euro im Jahr.

Auch die rechtlichen Gründe für den Austausch des alten Kessels sollte man nicht aus den Augen verlieren: Die Energieeinsparverordnung (EnEV) schreibt eine Erneuerung des Kessels vor, wenn er vor über 30 Jahren eingebaut und der Brenner seither nicht erneuert wurde.

Hat man sich dazu entschlossen, die Heizungsanlage zu erneuern, empfiehlt es sich, nicht nur den Heizkessel auszutauschen, sondern gleich über einen „Systemwechsel“ nachzudenken. „Regenerative Energien beispielsweise in Form von Sonnenenergie in Verbindung mit Erdgas sind sowohl in finanzieller als auch in ökologischer Hinsicht attraktive Alternativen“, so Claudia Alt. Bei richtiger Dimensionierung kann im Sommer die Warmwasserbereitung fast gänzlich über die durch die Sonnenkollektoren gewonnene Energie abgedeckt werden. Dies fördert die Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen – und kombiniert mit einer umweltschonenden Erdgasheizung freut sich auch die Umwelt. KLEO