Musik in Fes

In der marokkanischen Stadt Fes findet jedes Jahr Anfang Juni eines der größten Musik-Events der islamischen Welt statt: das „Festival des Musiques Sacrées“. Tradition und Moderne verschmelzen dann in Fes, der ältesten Königsstadt Marokkos. Das Festival stellt die weltweit bedeutendste Veranstaltung religiös inspirierter Musik dar. Ein gigantisches Happening. Zwischen dem 6. und dem 14. Juni strömten etwa 50.000 Menschen in die mystischeMetropole. Auch auf demdiesjährigen 14. Festival traten Hochkaräter der religiösen Musik auf, darunter die Barockspezialisten William Christie und Jordi Savall. Aus den USA reist Operndiva Jessye Norman an, aus dem Senegal der Weltmusiker Ismaël Lô. Das musikalische Spektrum reicht von Folkmusik über populäre U-Musik bis zu traditioneller Klassik. Im Lauf der Jahre ist das Festival zum Aushängeschild eines aufgeklärten Islam in Marokko geworden. Dazu beigetragen hat auch die Fülle an Fragen, denen sich Vertreter aller Weltreligionen abseits der Bühnen widmen. In Workshops diskutieren Philosophen, Politiker, Priester und Wissenschaftler auch dieses Jahr mit dem Publikum – etwa über Alternativen zu „War on terrorism“ oder „McGlobaliserung“. Michael Barry, Direktor der Abteilung für Islamische Kunst im New Yorker Metropolitan Museum of Art, sieht in Veranstaltungen wie dieser eine Lösung „für eine zerrissene Welt. Zum Glück gibt es die Kultur, die uns alle vereint.“ Das hat auch die UNO erkannt und das seit 1994 stattfindende Großereignis zu einer der weltweit wichtigsten Veranstaltungen zur Völkerverständigung geadelt. JÖRG MÜLLER-BRANDES