Krach um Continental

Schaeffler-Gruppe will den Reifenhersteller kaufen. Gewerkschaft kündigt erbitterten Widerstand an

HANNOVER dpa ■ Die IG Metall hat sich in scharfer Form gegen eine mögliche Übernahme des Reifenkonzerns Continental durch die fränkische Schaeffler-Gruppe ausgesprochen und massiven Widerstand angekündigt. „Maria-Elisabeth Schaeffler hat in der Vergangenheit Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsinteressen mit Füßen getreten“, kritisierte der niedersächsische IG-Metall-Bezirkschef und Conti-Aufsichtsrat Hartmut Meine am Montag in Hannover. „Wir werden mit allen Mittel verhindern, dass ein völlig intransparentes Unternehmen möglicherweise die Continental AG übernimmt und zerschlägt.“ Continental beschäftigt derzeit rund 150.000 Mitarbeiter an nahezu 200 Standorten in 36 Ländern.

Die Schaeffler-Gruppe im fränkischen Herzogenaurach, zweitgrößter Wälzlagerhersteller der Welt, hatte zuvor grundsätzliches Interesse an einem Engagement bei Conti bekundet. „Es hat ein kurzes Gespräch gegeben, und es wird möglicherweise noch weitere Gespräche geben“, sagte Schaeffler-Unternehmenssprecher Detlef Sieverdingbeck. Auch Conti bestätigte einen ersten Kontakt. Details nannten beide Seiten nicht. Laut Medienberichten plant Schaeffler ein Übernahmeangebot von mehr als 10 Milliarden Euro und soll bei Zurückweisung auch zu einer feindlichen Übernahme entschlossen sein.

Gewerkschafter Meine bezweifelte, dass die Familie Schaeffler eine Conti-Übernahme vor dem Hintergrund der aktuellen Kapitalmarktbedingungen finanzieren könne. Zudem scheine die Absicht, Continental zu zerschlagen, ausschließlich finanzpolitisch motiviert. „Den Kauf kann die Familie wahrscheinlich nur schultern, wenn sie die Reifensparte zum Kauf anbietet“, sagte Meine. Industriepolitisch mache eine mögliche Zerschlagung des Unternehmens aber überhaupt keinen Sinn.

Der überraschende Vorstoß des „stillen Riesen“ aus Mittelfranken, der sich als familiengeführtes Unternehmen aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückhält, beflügelte die Börse. Conti-Papiere setzten sich an die Spitze des Leitindex DAX. Der Aktienkurs, der nach dem Kauf von Siemens VDO im Sommer 2007 um fast die Hälfte geschrumpft war, sprang zwischenzeitlich um fast ein Viertel auf rund 67 Euro.