„Nachtwachen waren überflüssig“

Sozialressort stützt die Pläne der Lebenshilfe, bei der Nachtbetreuung drastisch einzusparen

Das Sozialressort stellt sich hinter die Pläne der Lebenshilfe, künftig nur noch Nachtbereitschaften in ihren Behinderten-Wohngemeinschaften zu beschäftigen. „Das ist fachlich mit uns abgestimmt,“ sagt die Referatsleiterin Karin Lüsebrink. „Es ist nicht überall notwendig, dass eine Nachtwache die ganze Zeit aktiv ist.“ Wenn die Bewohner selbst auf sich aufmerksam machen könnten, sei nur zu gewährleisten, dass die Mitarbeiter für sie erreichbar seien.

Aus finanziellen Gründen sollen in den acht Behinderten-WGs der Lebenshilfe statt wie bisher „Nachtwachen“ nur noch Nachtbereitschaften arbeiten. Diese sollen, im Gegensatz zum Status quo, schlafen dürfen – und dafür nur noch die Hälfte des Lohns erhalten.

Waren also die seit Jahr und Tag vorgehaltenen Nachtwachen in den Wohngemeinschaften überflüssig? „Ja, so kann man das sehen,“ sagt Lüsebrink. Die Lebenshilfe hätte die umfangreiche Betreuung aus freien Stücken aus den Mitteln für den Tagdienst quersubventioniert.

Die ohnehin schon schlecht bezahlten Nachtkräfte hatten die Pläne wegen der massiven Einkommensverluste als „existenzbedrohend“ bezeichnet. Nachts zu schlafen oder öfter zu arbeiten sei angesichts der dienstlichen Belastung unrealistisch. Zudem seien viele Bewohner oft nachts wach und bräuchten dann einen Ansprechpartner.

Derzeit gibt die Landesregierung 43 Millionen Euro im Behindertenwohnbereich aus. 815 behinderte Menschen leben im Bundesland in solchen Wohnstätten, davon 650 in der Stadt Bremen. Der vom Senat und den Betreuungsträgern vereinbarte Rahmenvertrag sieht rückwirkend von Januar 2008 bis 2011 eine Absenkung der Zuwendungen um 8 Prozent vor. Allerdings verweist Lüsebrink darauf, dass die Summe nicht auf einen Schlag eingespart wird, sondern nach und nach. cja