: Sommerloch fällt aus
In Niedersachsen und Hamburg überbrücken zahlreiche kulturelle Highlights die Ferienzeit. Zu verdanken ist dies ehrgeizigen Städten und Landkreisen, die beweisen wollen, dass Provinz woanders ist. Neben bekannten Namen setzen sie dabei auf mehrheitsfähige Stoffe
Obwohl die meisten Theater und Orchester in den nächsten Monaten Sommerpause machen, ist die kulturelle Grundversorgung in Niedersachsen gesichert. Zahlreiche Festivals, Konzertreihen und Open-Air-Veranstaltungen sind zu vermelden. Die Daheimgebliebenen profitieren dabei vom Ehrgeiz vieler Städte, die mit attraktiven Angeboten Akzente setzen wollen. Hannover zum Beispiel bietet bis Ende August hochkarätige Konzerte und Kleinkunst bei den Festwochen Herrenhausen. Braunschweig wartet mit Operninszenierungen unter freiem Himmel auf. Aber auch ländliche Regionen wollen beweisen, dass sie keine kulturelle Provinz sind.
Ein Klassiker in Hannover ist das „Kleine Fest im Großen Garten“ (noch bis 27. Juli), das alljährlich zehntausende Kleinkunst-Fans anlockt. In Braunschweig verwandelt sich vom 23. August bis zum 1. September der Burgplatz in eine Opernbühne: 14 Mal wird Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ aufgeführt. Mit der romantischen Oper in der Inszenierung von Lutz Graf wolle das Staatstheater Braunschweig die Reihe seiner erfolgreichen Open-Air-Festspiele auf dem historischen Platz fortsetzen, sagte Generalintendant Wolfgang Gropper. Auf der Freilichtbühne präsentiert das Theater zudem zwei Konzerte mit dem 2000 entstandenen Chorwerk „An Armed Man – A Mass For Peace“ des britischen Komponisten Karl Jenkins.
Die ehemaligen Zelte vom Zirkus Sarrasani werden vom 28. August bis zum 25. September ebenfalls in Braunschweig zur Bühne für Konzerte, Lesungen, Comedyshows und Kindernachmittage. Zu seinem zehnten Geburtstag lädt das Festival „KulturImZelt“ zu insgesamt 37 Veranstaltungen ein. Highlight ist der Auftritt des internationalen Musicalstars Ute Lemper. Auf der Gästeliste stehen auch Götz Alsmann, Katja Riemann, Ingo Appelt und Dominique Horwitz.
Bei den 63. Sommerlichen Musiktagen in Hitzacker (Kreis Lüchow-Dannenberg) stehen vom 26. Juli bis zum 3. August Stimme und Gesang im Mittelpunkt. Höhepunkte des Programms sind das vom Vokalensemble „Singer Pur“ aufgeführte „Mahagonny Songspiel“ von Kurt Weill sowie die Auftritte der Sängerinnen Zoryana Kushpler und Mojca Erdmann. „Composer in Residence“ des Festivals ist Robert Krampe. In der fünfteiligen Reihe „Singing around the World“ werden Volkslieder aus Norwegen und der Schweiz, aus der zentralasiatischen Republik Tuva und Österreich vorgestellt.
Im Schatten des Verdener Domes inszenieren die Domfestspiele 2008 unter freiem Himmel die Krimikomödie „Der Raub des Domschatzes“ des Leipziger Autors und Regisseurs Ralph Oehme mit historischen Motiven aus dem Verden des 19. Jahrhunderts. Premiere ist am 1. August, das Stück ist danach noch bis zum 16. August zu sehen. Rund 100 Darsteller werden romantische Volksfestszenen, Tanz und Gesang auf drei Bühnenebenen präsentieren.
Zum Ausklang des Sommers will der neue Intendant der Niedersächsischen Musiktage, Markus Fein, das Publikum auf Entdeckungsreise schicken. Das vierwöchige Festival, das am 6. September startet, wartet mit landesweit mehr als 70 Veranstaltungen auf. Geplant sind Konzerte an ungewöhnlichen Orten, etwa bei einer Pilgerreise, auf Wanderschaft im Harz oder im Überseebahnhof Cuxhaven.
Die Schirmherrschaft für das 6. Festival der Kulturen vom 12. bis 14. September in Hamburg übernimmt der Schauspieler Peter Lohmeyer. „Wir leben zusammen und brauchen einander“, sagt Lohmeyer. „Zusammenleben“ ist auch das diesjährige Schwerpunktthema, zu dem der Verein „Kulturwelten Hamburg“ Kunstausstellungen, Lesungen, Diskussionsforen und den Basar der Kulturen auf dem Uni-Campus organisiert. MigrantInnen sollen nicht als „Ausländer abgestempelt“, sondern als „Einwanderer angenommen werden“, fordert der Verein. Höhepunkt des Festivals ist ein Umzug am Samstag, den 13. September, an dem sich Teilnehmer aus vielen Nationen beteiligen. DPA
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