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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Das Szenario ist wüst, die Menschen darin sind es auch. „Das Verbrechen des 21. Jahrhunderts“ hat Edward Bond sein dunkles Drama genannt, das er 1999 als Reaktion auf den Selbstmord der Dramatikerin Sarah Kane geschrieben hat, der für Bond den heillosen Beginn des 21. Jahrhunderts markierte: in dem die gesellschaftlichen Verhältnisse so erdrückend geworden sind, dass kaum noch ein Entrinnen daraus möglich ist. In der Theaterkapelle 10245 am Rand eines Friedhofs an der Boxhagener Straße inszeniert nun deren künstlerische Leiterin Christina Emig-Könning das Stück als Odyssee von zwei Männern und zwei Frauen durch ein totalitäres Niemandsland. Premiere Donnerstag. Doch kleine Fluchten helfen ja manchmal schon gegen das Versinken im großen, undurchdringbaren Nichts. Zum Beispiel ins häusliche Badezimmer und sein bescheidenes Wellness-Angebot. Doch auch hier kann es zu Einbrüchen kommen, beispielsweise durch den Lebens- und Liebesgefährten. Darum ungefähr geht es in dem abgründig absurden Stück des chilenischen Dramatikers Jorge Díaz Gutiérrez „Schiffbrüchige im Vergnügungspark“, das zu den Klassikern von Adolfo Assors Kreuzberger Garn Theater gehört und im Juli mal wieder auf dem Spielplan steht. Die Komische Oper veranstaltet in dieser Woche ein kleines Sommerfestival, in dem sie ihre Saison-Highlights wie „Kiss me, Kate“ mit Dagmar Manzel (Samstag) oder die satte Händel-Oper „Theseus“ (Mittwoch) komprimiert in einer Woche zeigt. Am Donnerstag gibt es in diesem Kontext Brecht/Dessaus „Das Verhör des Lukullus“, dessen Uraufführung in den Fünfziger Jahre die Ulbricht’sche Kulturpolitik in Rage versetzte. „Danke Deutschland!“ sagt dafür ab Mittwoch in der Ufa-Fabrik der deutschtürkische Komiker Serhat Dogan, der über sein Leben zwischen Döner und Käsekuchen Auskunft gibt.

„Das Verbrechen des 21. Jahrhunderts: Theaterkapelle, ab Do.

„Schiffbrüchige im Vergnügungspark“: Garn-Theater, Do.–Mo.

Sommerfestival Komische Oper Mi.–So.

„Danke Deutschland“: Ufa-Fabrik, ab Mi.