Zum Wohle des Sports

Die Deutsche Fußball-Liga will heute beim Kartellamt über die Vermarktung der Bundesliga-TV-Rechte verhandeln

Als Luca Toni vom FC Bayern München vor kurzem forderte, der Verein müsse sich verstärken, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, hat er möglicherweise damit gerechnet, dass er sich den Unmut seiner Vereinschefs zuzieht, denen er in die Personalpolitik quatschte. Damit, dass er auch Medien- und Verbandspolitik macht, rechnete er kaum.

Wenn die Herren von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) heute in Bonn beim Kartellamt mit den Wettbewerbshütern die Spielregeln für die Vermarktung von Fernsehrechten endgültig klären wollen, werden sie Tonis Forderung vielleicht in ihre Argumentation einbauen – Stichwort: Volkes Stimme. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), hat ihnen die Formulierung vorgegegeben: Wenn der Wettbewerb eingeschränkt werde, würde das für den Fußball bedeuten, dass er sparen müsse: an Fußballschulen wie Bolzplätzen, so Zwanziger. „Selbst der FC Bayern München könnte dann nicht noch einmal Top-Leute wie […] Luca Toni verpflichten“, sagte er der SZ. Die sind nämlich teuer. Wie es um die Anschaffung neuer DFB-Limousinen stünde, malte er sich lieber gar nicht aus.

DFB und DFL jedenfalls malen vor dem heutigen Treffen Hand in Hand den Teufel an die Wand: kein freier Wettbewerb in der TV-Vermarktung, keine Weltklassespieler mehr in der Liga. So zieht man die Fans auf seine Seite, die ansonsten eher auf der Kartellamtslinie liegen. Die bedeutet schließlich die vorabendliche und kostenfreie Übertragung von Spielzusammenfassungen – quasi die Rettung der ARD-„Sportschau“, was Privatsenderlobbyist Jürgen Doetz, Präsident des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien, am Montag kritisierte: Die Praxis belege, dass Rechte für die Vorabendschiene durch Werbung nicht refinanzierbar seien und daher nur gebührenfinanzierte Sender zum Zug kämen. So werde, doetzte Doetz, ein „bestehendes Einkaufsmonopol“ fortgeschrieben.

Das Kartellamt hatte gefordert, Samstagsspiele müssten im Free-TV vor 20 Uhr zusammengefasst werden können (taz v. 19. 7.), sonst verstoße die Zentralvermarktung der TV-Rechte gegen das Kartellrecht. Leo Kirch, mit ihrer Ausschreibung beauftragt, garantiert der Liga 500 Millionen Euro pro Jahr, 80 Millionen mehr als bisher. Durch die Kartellvorgaben ist diese Summe fraglich; dafür müssten etwa Pay-TV-Sendern mehr Exklusivrechte gewährt werden.

DFL-Präsident Reinhard Rauball will heute mit der Behörde „an einer Lösung arbeiten“. Ansonsten steht zur Debatte, dass die Liga die Vermarktungsrechte selbst ausschreibt. Das wäre ein weiteres Ende von Leo Kirch. Noch aber vertraut das Team Kirch/DFL einem Bombensturm: Luca Toni und Jürgen Doetz. RAA