KGB-Lebedew will SPD-Öger kaufen

Der Türkeispezialist Öger Tours wird angeblich von russischem Investor übernommen. Gewerkschaft befürchtet negative Folgen für den Reiseveranstalter. Der Europaabgeordnete Vural Öger erhielte über 100 Millionen Euro

Klarheit über die Gerüchte um den Verkauf des Hamburger Reiseunternehmens Öger Tours hat die Gewerkschaft Ver.di am Dienstag gefordert. Von den 100 MitarbeiterInnen in der Hansestadt „weiß niemand, wie es weitergeht“, kritisierte der zuständige Fachbereichsleiter Peter Bremme. Zugleich dementierte eine Öger-Sprecherin, dass der Verkauf des Unternehmens an den russischen Investor Alexander Lebedew bereits perfekt sei. Allerdings bestätigte sie den Eingang eines Angebots. Dieses werde zurzeit „geprüft“. Unterschrieben sei noch nichts.

Lebedew war in der russischen Wirtschaftspresse mit der Behauptung zitiert worden, er habe 76 Prozent an Öger Tours gekauft. Nach seinen Worten seien die Dokumente unterzeichnet, nach Zustimmung durch das deutsche Kartellamt werde der Kaufpreis überwiesen. Dessen Höhe nannte er nicht, Branchenkenner schätzen die Summe auf etwa 125 Millionen Euro. Angeblich hat Lebedew zudem die Option, innerhalb von zwei Jahren auch die restlichen 24 Prozent an Öger Tours zu übernehmen.

Nach Abschluss seines Studiums in Deutschland hatte der Ingenieur Vural Öger 1969 sein erstes Reisebüro gegründet, um türkischen Gastarbeitern günstige Flüge in die Heimat anzubieten. Daraus ging 1982 Öger Tours hervor, das inzwischen Europas größter Anbieter für Türkei-Reisen und Deutschlands sechstgrößtes Touristikunternehmen ist. Fast ein Drittel aller deutschen Türkei-Urlauber bucht bei Öger. Die Gruppe erwirtschaftete in 2007 mit 1,25 Millionen Passagieren einen Umsatz von 722 Millionen Euro und beschäftigt weltweit 3.100 Mitarbeiter.

Das Unternehmen mit Sitz in Alsterdorf wird von Öger und seiner Tochter Nina geleitet. Der 66-Jährige, seit 1990 deutscher Staatsbürger, ist seit 2004 für die Hamburger SPD Mitglied des Europäischen Parlaments.

Der ehemalige KGB-Offizier Lebedew wurde durch Anteile an der einstigen staatlichen russischen Fluggesellschaft Aeroflot wohlhabend. Zum verzweigten Imperium des Milliardärs gehören auch 48 Prozent an dem 2002 gegründeten Düsseldorfer Billigcharterflieger Blue Wing. Und er wiederum macht den größten Teil seines Umsatzes mit Türkeiflügen im Auftrag von Öger Tours. SVEN-MICHAEL VEIT