hamburger szene: Kulturelle Gemeinsamkeiten
Es ist die berühmt-berüchtigte Fußball-Feierlaune. Das Die-ganze-Welt-vereint-sich-in-einer-großen-angetrunkenen-Umarmung – und zwar nicht zu knapp, auch weil es gleichzeitig Sommer ist. Wir wollen noch nicht nach Hause gehen, also setzen wir uns auf eine Bank vor den Imbiss. Nach unserem dritten Bier fängt eine Angestellte an, zu fegen, gründlich und zugleich diskret. Man würde es nicht einmal bemerken, dass sie fegt, wenn nicht mein Sitznachbar – der aus Venezuela kommt – seine Beine weit hochheben würde.
„Bei uns sagt man, wenn man einmal über die Beine gefegt bekommt, dann heiratet man nie“, erklärt er. Wir heben unsere Beine auch, wenn nicht aus Aberglauben, dann aus gutem Willen. „Ach was!“, ruft die Angestellte erstaunt aus: „Das sagt man bei euch zu Hause? Bei uns zu Hause sagt man das auch!“ Es stellt sich heraus, dass die Dame aus Jugoslawien kommt, so sagt sie, und wir wundern uns kurz, wo es doch Jugoslawien so gar nicht mehr gibt. Aber es gibt das gleiche Sprichwort – und zwar über so viele Kilometer und ein Weltmeer hinweg! Fabelhaft.
Dann hat die Dame fertig gefegt. Sie dreht sich uns zu und fragt: „Seid ihr verheiratet?“ – was wir mit nein beantworten. „Ist auch besser so. Am Anfang sind sie so nett, so zuvorkommend, und dann....!“ Sie wedelt mit dem Besen in der Luft. Dann geht sie rein, und macht den Laden zu. „Gute Nacht“, sagt sie noch und ist im Imbiss verschwunden. Wir gehen nach Hause. REBECCA CLARE SANGER
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