DER RECHTE RAND
: Von Tätern und Opfern

Ohne Mythen geht wenig in der Neonazi-Szene. Am kommenden Samstag etwa wollen NPD und „Freie Kameradschaften“ im niedersächsischen Bad Nenndorf aufmarschieren. Hier hoffen sie unter dem Motto „Gefangen – Gefoltert – Gemordet! Damals wie heute Besatzer raus!“ die vermeintliche Stimmung in der „Mitte der Gesellschaft“ aufzugreifen: Schon seit drei Jahren versucht die „Nationale Offensive Schaumburg“ um Marcus Winter die Vorfälle in einem örtlichen Internierungslager der britischen Truppen für die „nationale Bewegung“ zu instrumentalisieren.

Vor drei Jahren nämlich deckte der BBC-Journalist Ian Cobain auf, dass die vor 60 Jahren im Nenndorfer „Wincklerbad“ Einsitzenden teils auch gefoltert wurden. Seither versucht die Nazi-Szene, die einst Internierten allesamt zu Unschuldigen umzudeklarieren und gleich den ganzen Ort zum „Gedenkplatz“ zu machen. Die „Täter von Bad Nenndorf“ heißt es etwa nun im Aufruf, redeten dem „deutschen Volk“ ein, Kriegsverbrechen seien „eine reine deutsche Spezialität“.

Verschwiegen wird dabei, dass im Wincklerbad auch hochrangige Mitglieder von NSDAP und Waffen-SS inhaftiert gewesen sein sollen. Einer von ihnen, Kurt Parbel, Abteilungsleiter im Propagandaministerium, war gebürtiger Nenndorfer. Auch unterschlagen die Neonazis, dass die Misshandlungen seitens der Briten nicht offiziell angeordnet waren. Nach dem Bekanntwerden der Vorfälle schritten die britischen Behörden rasch ein, die Verantwortlichen kamen vor Gericht.

Schon den Nenndorfer „Kurbadlauf“ am 7. Juni nutzen die rechten Agitatoren für ihre Propaganda: Mehrere „Kameraden“ liefen mit, auf ihren mutmaßlich „T-Hemden“ geheißenen Leibchen prangte die Parole „Gefangen – Gefoltert – Gemordet“. Ihre Mannschaft schaffte es auf Platz 9, der erste Rechte – ausgerechnet – auf Platz 18.