Historischer Wal-Erfolg im Rathaus

Bremens Senat ärgerte 1669 die Schweden – mit dem Gemälde eines Tierkadavers. Böhrnsen hat’s wieder aufgehängt

Das Gemälde eines 1669 in der Lesum gestrandeten Zwergwals ist nach 47 Jahren wieder in die Obere Halle des Bremer Rathauses gebracht worden. Das 9,55 Meter breite Bild hatte drei Jahrhunderte bis zur Renovierung der Halle dort gehangen.

Es hat vor allem historischen Wert. Der damalige Stadtrat hatte es unverzüglich nach Strandung des Wals in Auftrag gegeben. Es zeugt vom hohen Prestige, das dem gestrandeten Tier im 17. Jahrhundert beigemessen wurde: Auch die Schweden, die Teile Norddeutschlands beherrschten – darunter die Bremer Umgebung rechts der Weser  –, hatten den Kadaver für sich beansprucht. Die freie Reichsstadt lag mit ihnen im Dauerzwist. Auch durch den hohen wirtschaftlichen Wert des Zwergwals verbot sich, das Strandgut dem Gegner zu überlassen. Die für die damalige Zeit ungewöhnliche, lebensnahe Darstellung des Tiers durch den Maler Franz Wulfhagen sollte den sensationellen Fund dokumentieren.

Bürgermeister Jens Böhrnsen sagte, durch die Wiederausstellung des Bildes werde „eine weitere wichtige Bremer Geschichte sichtbar gemacht“. Das Bild hatte fast 30 Jahre lang im Depot des Übersee-Museums gelagert und war anschließend restauriert worden. Es kam beim Projekt „W(H)/ALE“ der Kunsthalle Bremen zum Einsatz und wurde im Übersee-Museum sowie im Schifffahrtsmuseum ausgestellt. Böhrnsens Amtsvorgänger hatten kein Interesse an dem Walgemälde gezeigt.

ANNABELL TRAUTWEIN