hamburger szene
: Ganz entspannt unentspannt

Obwohl die Semesterferien bereits seit längerer Zeit begonnen haben und nahezu jeder Student, bei Abpfiff der Vorlesungszeit sich möglichst schnell möglichst weit von der Lehranstalt zu entfernen versucht, sind die Cafés der angrenzenden Grindelallee gut besucht.

So sitze auch ich mit einem Kommilitonen bereits wenige Tage später keine 150 Meter Luftlinie vom ESA-Hauptgebäude entfernt am Straßenrand und schlürfe, ja was schon: ein Heißgetränk.

„Warst du heute schon entspannt?“, fragt mich mein Gegenüber. „Auf der Fahrt hierher“, antworte ich und füge an: „Ich drehe die Musik meines MP3-Players voll auf, lese dabei Zeitung und lasse mich vom Strom der ein- und aussteigenden Menschen mittragen – ganz stressfrei. Und selbst?“

Doch noch bevor eine Antwort kommt, mischt sich der Nachbartisch ein: „Das widerspricht sich! Mit lauter Musik, der Zeitung und dem Gedränge setzt du deinen Körper unter Stress.“ Wer hat dich denn gefragt denke ich mir und ärgere mich über die studentische Angewohnheit ungefragt diskutieren zu wollen.

„Schon mal was von Leistungssteigerung durch positiven Stress gehört?“, entgegne ich. „Klar – aber du wohl nicht von Reizüberflutung. Weshalb sind die Kinder heute so überdreht, na?“, motzt er, selbst reichlich überdreht. So geht es weiter bis zum Bezahlen, bis meine Lockerheit vom Morgen sich verflüchtigt, genauer: in negativen Stress verwandelt hat. JULIAN KÖNIG