Wu Lihong

Der Konflikt mit politischen Aktivisten

Wu Lihong kämpfte um seinen Heimatsee: den Tai-See im Jangtse-Delta, den drittgrößten See Chinas. 15 Jahre lang ging der Umweltaktivist gegen die Verseuchung des Sees an, gegen gierige Fabrikanten und korrupte Kader. Er sammelte die Namen von Umweltsündern und von Wasserproben, die er in dutzenden Gefäßen stapelte. Auch die Namen von regionalen und nationalen Politikern standen auf seiner Liste. Er wurde verprügelt, er verlor seinen Job, seine Frau ihre Arbeit ebenfalls – und am Ende ließ er seine Freiheit: Im April 2007 wurde der Umweltaktivist zu drei Jahren Haft verurteilt. Kaum saß er im Gefängnis, kippte der See übrigens um. Millionen Menschen hatten kein Trinkwasser mehr.

Wu ist das Beispiel eines chinesischen Aktivisten, der sich moderner Kommunikationsmethoden bedient und Regierenden vor allem deshalb ein Dorn im Auge ist, weil er von ihnen die Einhaltung der eigenen Gesetze und Versprechen einfordert. Damit bewegt er sich auf einem schmalen Grat zwischen den sich oft widersprechenden nationalen, regionalen und lokalen Interessen innerhalb des Machtapparates. Wu nutzte diese Widersprüche für seinen eigenen Widerstand und überlebte deshalb politisch länger als andere. Diejenigen Aktivisten aber, die das Einparteiensystem direkt herausfordern und etwa eine eigene Partei gründen und freie Wahlen fordern, werden als Dissidenten viel schneller weggesperrt. Denn es geht ums Ganze.