Großer Auftritt für Oskar Lafontaine

Die saarländische Linke wird auf ihrem Parteitag heute Oskar Lafontaine zum Spitzenkandidaten küren

FRANKFURT AM MAIN taz ■ Es ist alles vorbereitet. Am Samstag trifft sich die Linke im Saarland in Neunkirchen zu ihrem Parteitag – und Oskar Lafontaine wird seinen großen Auftritt genießen. Die 160 Delegierten werden ihn zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Herbst nächsten Jahres kürzen. Das ist so gut wie sicher – ein Ergebnis, das nicht sozialistischen Verhältnissen entspricht, wäre eine Sensation. Schließlich gibt es nur einen Kandidaten.

Lafontaines mutmaßliche Botschaften: Arbeit und Wohlstand, Frieden und Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit für alle – und das Recht auf Einfalt. Dass Landesparteitage der Linken mit Lafontaine eigentlich Gottesdienste sind, war schon im vergangenen Jahr in Hessen zu bestaunen. Seine pointierte Abrechnung mit der SPD löste im Auditorium Jubelstürme aus. Seine nostalgischen Anekdoten aus der guten, alten Zeit der Sozialdemokratie ohne Harz IV und „Kriegseinsätze“ deutscher Soldaten in Afghanistan rührte alle Renegaten der SPD, denen die Linke neue Heimat wurde, zu Tränen. „Venceremos!“ riefen Veteranen der DKP dazu und ballten die Faust, die Oskar-Kids mit Che auf Hemd und Feuerzeug klatschten sich die Hände rot. So ähnlich wird es auch in Neunkirchen wieder sein. Mit Oskar Lafontaine als Frontmann rechnet sich die Linke im Saarland mehr aus als die zerstrittenen Genossen in Hessen damals, die dann im Januar mit 6 Prozent gerade einmal knapp die Fünfprozenthürde schafften.

„18,5 Prozent plus x“, lautet das Credo von Lafontaine und seinem Parteichef Rolf Linsler, der als ehemaliger Landeschef von Ver.di erst spät 2007 von der SPD zur Linken konvertiert ist. Auf 18,5 Prozent kam die Linke im Saarland bei der Bundestagswahl 2005. Das war noch vor der Vereinigung von WASG und Linkspartei. Und vor der Entscheidung Lafontaines, im Saarland bei den Landtagswahlen anzutreten und der SPD mit seinem Ziehkind Heiko Maas an der Spitze Paroli zu bieten.

Bei schon 19 Prozent angelangt sahen die Demoskopen die Partei im Frühsommer. Mit „weit über 20 Prozent“ werde die Linke 2008 aus der Landtagswahl hervorgehen und wohl zweite Kraft hinter der CDU von Ministerpräsident Peter Müller werden, glaubt Lafontaine zu wissen.

Am Ende wird entscheidend sein, ob die Linke vor der SPD über die Ziellinie geht – oder eben doch nicht, wie Maas und seine Sozialdemokraten inständig hoffen. Liegt nämlich die SPD vorne, ist eine Koalition aus SPD und Linken – eventuell noch mit den Grünen – zwar immer noch machbar; aber nicht mehr mit Lafontaine. Vize unter Maas will und wird er nicht werden.

Dann bleibt er in Berlin: als Bundesparteichef und Bundestagsabgeordneter. Umgekehrt will Maas nicht unter Lafontaine dienen. Und was dann? Ein Tabuthema bei der SPD. In Neunkirchen will die Linke auch ein Programm verabschieden, bisher fehlte ihr diese Kleinigkeit noch – zum Amüsement der Konkurrenz.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT