Es bleibt ein Foto und ein Schlips

Eine strategische Kooperation haben Bremen und Microsoft im Jahre 2001 vereinbart. Damals hat die Industrie noch in Visionen gedacht, sagt der Mann, der heute die traurigen Reste des Vertrages still beerdigen muss

Das waren noch große Zeiten! Ein „wunderbares und sicher weit sichtbares Signal“ nannte Bürgermeister Henning Scherf (SPD) die Begegnung, und um deutlich zu machen, wie eng die Beziehungen zwischen dem hoch verschuldeten Bundesland und dem profitablen Milliarden-Unternehmen Microsoft waren, schenkte er Bill Gates zum Fototermin am 1. Februar 2001 seine blaue Senats-Krawatte. Die beiden unterschrieben einen Vertrag, in dem es heißt: „Bremen und Microsoft verpflichten sich, die vereinbarte Kooperation bestmöglich zu fördern, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten und sich umfassend über alle wesentlichen Vorgänge zeitnah zu informieren.“

Über alle? Naja, sagt Kai Stührenberg, bei der Bremer Investitionsgesellschaft BIG heute für diese Kooperation zuständig, so war das natürlich nicht gemeint. Microsoft wollte weder alles „zeitnah“ wissen über Bremen, noch die bremischen Schulden begleichen. Es ging schlicht um Technologieförderung. Fünf Millionen Mark sollte jede Seite in fünf Jahren in Technologieprojekte stecken, die man gemeinsam aussuchen wollte. Keine große Summe für Bremen und schon gar nicht für Microsoft, aber vielleicht ein Anfang?

Zuerst gab es ein gutes Projekt, erinnert sich Stührenberg, aber ganz ausgegeben wurden die zehn Millionen Mark bis 2006 nicht. Der Vertrag wurde dann verlängert bis Ende 2009, aber ohne eine Summe zu nennen. Heinrich Nottdorf, 2001 der zuständige Marketing-Mann von Microsoft, hatte damals schon Zweifel, „ob das einen Sinn macht, da eine Zahl reinzuschreiben“. Das sei der Wunsch Bremens gewesen. „Zehn Millionen sind schnell weg“, weiß er, gerade bei wichtigen Projekten. In den letzten Jahren hat Microsoft überhaupt kein Geld mehr ausgegeben im Rahmen der Kooperation mit Bremen.

„Damals haben alle in Visionen gedacht“, erklärt sich der BIG-Mann Stührenberg diese Entwicklung. Deswegen werde der Vertrag 2009 still auslaufen. Die Partner von Microsoft wollten kurzfristig Rendite machen, das sei heute generell in der Industrie so – und auf dieser Basis könnten die Bremer Wirtschaftsförderer nichts anbieten. Das, was die BIG gern gefördert hätte, habe Microsoft nicht überzeugt. „Die Zeiten der großen Kooperationen sind vorbei.“

Dass Microsoft das im Jahre 2001 verschwiegen hätte, kann man dem Konzern nicht vorwerfen. Natürlich wolle Microsoft letztlich verkaufen, erklärte der Bill-Gates-Vertreter Nottorf damals: „Benefit“ sei das Ziel auf beiden Seiten. „Am Ende macht hier keiner was zum Spaß.“

Viel besser gelaufen sei, so sagt Stührenberg, der auch damals abgeschlossene Kooperationsvertrag mit der Telekom. „Schöne Projekte“ seien gemeinsam von Bremen und Telekom finanziert worden, „viel effizienter als Microsoft“. Allerdings sei auch bei der Telekom das visionäre Denken in den Hintergrund getreten. Seit 2006 sei der Umfang „minimal“.

Der Telekomvertrag hat sich automatisch verlängert, weil niemand gekündigt hat. Er soll Ende diesen Jahres auslaufen – ohne Fototermin. Das sei schade, aber das Engagement der Großindustrie für die Technologieförderung sei eben stark zurückgegangen. kawe